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Sattelfest

Kinder, wie heißt es in der Reitkunde so schön: Wer vom Pferd fällt, der muss ganz schnell wieder aufsteigen. Sodenn bin ich wie Ihr wisst jemand der nicht nur sagt sondern auch tut und habe aus eben diesem Grunde kürzlich nicht nur aufgesattelt sondern bin auch losgeritten.

Natürlich nicht ohne Plan und Ziel und schon gar nicht ohne High Heels, nein, schließlich weiß ich aus hinlänglicher Erfahrung wie wichtig die richtige Ausrüstung ist. Ob beim Reiten oder anderen Schandtaten des illustren Illustrierten-Lebens, das richtige Schuhwerk ist ausschlaggebend! Und wer mich einmal auf High Heels gesehen hat, der weiß wovon ich spreche. Da lässt sich die Frage „Busen oder Po“ aus dem FF beantworten.

Doch bevor ich wie so oft abschweife wollen wir uns der folgenden Geschichte widmen die fast noch zu schön ist um wahr zu sein. Aber glaubt mir, das ist sie.

So trug es sich also zu, dass ich vor wenigen Tagen einem abendlichen Date mit einem mir bis dahin unbekannten Junggesellen zustimmte. Ich muss gestehen, dass ich mich wirklich zwingen musste, denn die Erlebnisse der vergangenen Monate machten mir nicht unbedingt Lust darauf das Pferd aus der oben beschriebenen Reitkunde zu satteln. Aber da von nichts schließlich nichts kommt und da man dem Leben auch immer wieder eine Chance geben muss, because you never know what happens next, verabredete ich mich zur Abendstunde zu Pizza und Vino in einem stadtbekannten italienischen Etablissement.

Ich spornte nicht nur die Stiefel, nein, ich zückte ein Paar meiner besten High Heels, wählte ein weichfließendes cremefarbenes Oberteil und eine fabelhafte königsblaue High-Waist-Hose, glättete mir das wehende Haar, trug Lippenstift auf, zog einen hellen Mantel über und warf mir einen Schal um den Hals, nahm Schlüssel und Tasche in die Hand und trat die Busreise nach Eppendorf an. Ja, gut aufgepasst, Kinder, normalerweise nehme ich das Rad, aber ich brauste in der Annahme von dannen, dass der folgende Abend es wert sein würde das geglättete Haar im Bus zu schonen.

Pünktlich wie die Maurer fand ich mich zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort ein. Wir wollten uns vor der Tür treffen, der vermeintliche Hans-Dampf-in-vielen-Gassen hatte großspurig einen Tisch reserviert. Jedoch war er weit und breit nicht zu sehen. Durchaus ein wenig überrascht, denn jeder weiß, dass der Mann zuerst da sein sollte!, wartete ich einige Minuten bis ich doch in die Verlegenheit geriet mein Handy zu überprüfen. Dort fand ich ein paar Nachrichten von eben jenem Tu-Nicht-Gut in meinem Tinder-Posteingang vor in denen er mich darüber informierte, dass es noch wenige Minuten dauern würde, er sei noch auf Parkplatzsuche. Nun denn, dachte ich mir, wir wollen ja nicht päpstlicher sein als der Papst, das kann passieren, dann warte ich halt noch ein bisschen.

Und ich wartete. Als ich über eine Viertelstunde gewartet hatte fand ich es mithin durchaus angemessen in Richtung päpstlicher Papst zu gehen und dementsprechend zu empfinden. Ich überprüfte mein Handy erneut und erstarrte. Denn dort fand ich nicht etwa erneute Entschuldigungen zur bereits angegebenen Verspätung, sondern die nachfolgenden Nachrichten vor:

„Herzlichen Glückwunsch!“
„Das hast Du ja richtig toll gemacht!“
„Du kannst mir dann ja sagen wo ich die Medaille hinschicken soll!“
„Es war so klar, dass Du nicht kommst!“
„Das hätte ich mir ja gleich denken können!!“

Irritiert ob der schroffen Worte und der ungerechtfertigten Auswahl selbiger wusste ich kaum wie mir geschah. Seit über fünfzehn Minuten wartete ich nun vor der Tür des Pizza-Restaurants direkt neben einer ebenfalls stadtbekannten und angesagten Szene-Bar und versuchte die mitleidig-interessierten Blicke der Gäste an mir abprallen zu lassen die sich sicher ihren Teil dachten. Doch nun auch noch fälschlich beschuldigt zu werden während ich diejenige war die auf den Scharlatan wartete war zu viel des Guten. Sodenn fragte ich ihn rundheraus warum er mich beschimpfte und erklärte ihm zudem wie lange ich mittlerweile vor der Tür auf ihn wartete. Die Antworten folgten auf dem Fuße:

„Lass’ gut sein, Mäuschen!“
„Ich weiß schon warum ich mich immer in meinem Stammlokal treffe.“
„Giovanni hat Dich auch den ganzen Abend über nicht gesehen.“
„Das hast Du echt sauber hingekriegt!“
„Applaus!“

In diesem Moment drehte ich mich um und ging. Und das teilte ich dem bitterbösen Buben zeitgleich mit. Nun auch noch darauf zu warten wann er sich wo aus welchem Automobil erheben und mit wütendem Stierblick auf mich zukommen würde um mich weiter zu denunzieren weil er mich dann auf einmal doch entdeckt hatte, dem hellen Mantel sei dank war ich so oder so nicht zu übersehen, würde ich mir schenken. Doch schriftlich war er nicht zu bremsen.

„Nun gib’ doch einfach zu, dass Du gar nicht da bist!“
„Bei Dir hätte ich mir gleich denken können, dass Du nicht kommst!“
„Du denkst wohl Du bist was Besseres!“
„Hör’ wenigstens auf zu behaupten Du seist da gewesen!“
„Die Zeilen kannst Du Dir echt sparen, Mäuschen!“

Und dann tat ich etwas für das ich sonst weniger bekannt bin: Ich drückte auf LÖSCHEN. DELETE. TSCHAU, TSCHAU, BYE, BYE, ZACK, ZACK, WEG. Ende im Gelände, aus die Maus und Schluss im Bus. Letzteren nahm ich dann postwendend zurück nach Winterhude, was ein Glück, dass ich das geglättete Haar extra geschont hatte!, und aß eine Portion Pommes im Dönerladen an der Ecke. Nicht ganz so glamourös wie mein Outfit, aber in jedem Fall besser als Pizza und Vino mit dem unverfrorenen Fiesling für den ich meine High Heels extra aus dem Schrank geholt hatte.

Ein paar Bier später in meiner Stammbar, ich meine, irgendwohin musste ich mein Outfit schließlich noch ausführen, außerdem liebe ich meine Jungs dort!, überlegte ich was an jenem Abend wohl passiert sein könnte. Der ein oder andere wird sicher schon vor sich hin geflüstert haben, dass der Bösewicht und ich uns an unterschiedlichen Orten eingefunden hatten, aber ich versichere Euch, dem war nicht so. Zumindest ich war dort wo wir verabredet waren. Er hatte mir den Namen und die exakte Adresse des Etablissements samt Hausnummer feinsäuberlich mitgeteilt, als Richtlinie die Szene-Bar nebenan. So dass ich mich auch bloß nicht verlaufe. Was mir in meinem Leben so oder so in Hamburg noch nicht passiert ist, denn ich habe einen ausgesprochen guten Orientierungssinn. Unglaublich, aber wahr. Und die Wahrheit spreche ich offen aus.

Nein, Kinder, ich denke, da muss etwas anderes passiert sein. Und ich glaube mittlerweile wirklich, dass ich einem von diesen gruseligen Kerlen auf den Leim gegangen bin, die Faked Pictures in ihren Online-Profilen benutzen und sich mit Hilfe dieser ansehnlichen Bilder mit Damen verabreden, denen sie im echten Leben niemals näher als hundert Meter kommen würden. Um sich jedoch nicht ganz so schlecht, viel mehr noch, um sich dennoch richtig gut zu fühlen und endlich mal Stärke und Macht ausleben zu können, fangen sie schließlich an die Lady zu beleidigen und zu beschimpfen während sie entweder weiterhin zu Hause, irgendwo im Auto, oder, mit ordentlich Mut, vielleicht doch irgendwo im Lokal sitzen und beobachten wie ihr Date vor der Tür auf sie wartet.

Gottseidank habe ich den gruseligen Panzerknacker noch am selben Abend gelöscht. Die vorher per Screenshot gesicherten Bilder analysierte ich später mit meinen Barkeeper-Jungs und wir kamen schnell zu dem Schluss, dass die vermeintliche Verabredung zum Abendessen nicht das einzige war was an dem frevelhaften Suppenkasper nicht echt war.

Aber wie heißt es so schön: Man lernt nie aus. Und auch wenn ich zugeben muss eine winzig winzig leise Ahnung gehabt zu haben, so wollte ich mir von meinem Argwohn nicht schon im Vorwege wieder alles kaputt machen lassen. Und habe somit vielleicht aus den falschen Gründen heraus fünfe gerade sein lassen. Aber sollte ich mich wirklich deswegen schämen? Nein. Shame on him! Ich habe letztendlich nur ums erneute Mal versucht der Liebe eine Chance zu geben.

Tja, Kinder, wir denken immer wieder gerne, dass es schlimmer nicht werden kann, aber Ihr seht, das kann es. Und so beende ich rechtzeitig vor meinem bevorstehenden Geburtstag eine schreckenserfüllte Date-Reihe mit der wundersamen Hoffnung darauf, dass es im neuen Lebensjahr nur besser werden kann. Insbesondere dann, wenn das alte so verheerend enden musste.

In der Reitkunde heißt es auch, dass jeder richtige Reiter einmal vom Pferd fällt. Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr mitgezählt wie oft ich mittlerweile vom sprichwörtlichen Pferd gefallen bin, aber vielleicht bekomme ich dafür als Entschädigung irgendwann einmal einen Sechzehnspänner vom Universum geschenkt. Bis ich weiß was ich damit anfangen soll, lasse ich die Kirche vorerst jedoch noch eine Weile im Stall und die Pferde im Dorf.

Und alles weitere sehen wir dann. Because you never know what happens next. In diesem Sinne starte ich frei wie Pocahontas mit geglättetem wehendem Haar und auf High Heels in die nächsten wilden Abenteuer im neuen Lebensjahr! Because wild hearts can’t be broken. I’ll be seeing you out there, lovers! Have a very happy wednesday. Enjoy.

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