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Der Dinkel-Punk

Sonntag Morgen, äh, Moment, Sonntag Mittag beim Bäcker. Ich will hier ja schließlich keine falschen Tatsachen vortäuschen, sondern echt und ehrlich Bericht erstatten. Also, Sonntag nach Mittag beim Bäcker. Nicht nur ich, sondern eine ganze Menge anderer Menschen stehen in zwei langen Schlangen an um sich für ein spätes Frühstück, Tanztee bei Tante Gisela oder Kaffeeklatsch und Kuchen bei Omma Ilse mit allerlei Leckereien zu versorgen. Ich stehe für ersteres an, obwohl ich bei näherer Überlegung durchaus auch Lust auf diesen Tanztee bei Tante Gisela hätte. Tanztee. Gibt es sowas Abgefahrenes heute eigentlich noch? Während ich mich diesen allzu illustren Gedanken hingebe, entsteht auf einmal ein Tumult am Kopfende der Schlange. Ein älteres, hageres kleines Punk-Männchen, mit obligatorischer rotkarierter Baumwollhose (ich weiß, immer diese Vorurteile!), ausgetretenen Hipster-Turnschuhen, einer dunklen, knappen Trainingsjacke, diversen Nackentattoos, durch den tiefen Rückenausschnitt der Jacke sichtbar gemacht, und einer nicht ganz formvollendenten lustigerweise blondgelockten Iro-Frisur mit vor 17 Tagen abrasierten und seither längst nachgewachsenen Seitenpartien legt sich mit den Bäckereifachverkäuferinnen an. Weggerissen  durch die heimeligen Gedanken rund um die Gepflogenheiten des Tanztees muss ich erst einmal zurück in die Wirklichkeit gelangen um zu hören worum es in dem Aufstand am Backtresen geht. Gerade erklärt der abgehalfterte Punk einer bereits eingeschüchterten, niedlichen kleinen Sonntags-Aushilfe, dass er nun endlich seine Bestellung abholen möchte, es könne doch nicht so schwer sein die Ware zu finden, auf der sogar morgens noch sein Name notiert worden war! Das arme Mädchen fand die besagte Bestellung des erregten Kunden im Ausnahmezustand jedoch nicht, und so muss schliesslich die Schichtleitung zur Verstärkung dazugerufen werden um das Rätsel um die verlorengegangene Bestellung zu lösen. Damit sie den aufgebrachten Auftraggeber auch ja richtig verstand, manchmal versteckt sich der Teufel zu gerne im Detail, fragt diese noch einmal nach, um was für eine Bestellung es sich genau handelt. Daraufhin erklärt der wütende Abnehmer, dass er am hiesigen Morgen bereits in der Bäckerei war und EIN (!), ja, richtig, EIN (!) Dinkelbrötchen bestellt und bereits bezahlt habe mit der Erklärung, er hole es später ab, er müsse nun in die Stadt und wolle das Brötchen nicht mitschleppen. Mittlerweile stampft er mit einem hochrot erhitzten Rumpelstilzchen-Gesicht am Tresen auf und ab und besteht darauf, nun endlich seine Ware in Empfang nehmen zu können. Schließlich wurde ihm am Morgen bestätigt, dass dieses (kurios-absurde!) Bravourstück in Ordnung ginge und man die Tüte mit dem Dinkelbrötchen gerne mit seinem Namen versehen und somit für seine spätere Abholung bereitlegen würde. Nur war dieses gemeine Dinkelbrötchen, um das hier ziemlich viel Aufhebens gemacht wurde, schlichtweg nicht auffindbar! Weitweg von Gisela's Tanztee hatte ich bereits den Gedanken im Kopf, dass das kleine feuerrote Punkmännchen im nächsten Schritt die Polizei alarmieren würde, schließlich ging es hier um eine verloren gegangen Kundenbestellung, bis auf wundersame Weise eine klitzekleine Tüte aus der Backstube auftaucht. Noch immer fuchsteufelswild schreit der Punk die Bäckereifachverkäuferinnen an, was das sein soll. Diese lassen sich jedoch nicht auf seinen biestigen Umgangston herab und erklären ihm in liebreizend mildem Ton, dass genau das SEIN Dinkelbrötchen sei. Gefangen in seiner Rolle als kauziger Märtyrer kann der durchgeknallte Sonntagskunde nicht so recht glauben, dass sein fünf Stunden vorher zur Seite gelegtes Brötchen nun doch endlich aufgetaucht ist und reisst ungläubig die Tüte auf. Zum Vorschein kommt, Trommelwirbel, SEIN Dinkelbrötchen. Ende Gut. Alles Gut. Für alle anderen, nur nicht für den Dinkel-Punk. Der schnauzt zu guter letzt noch eine knallharte Verabschiedungsfloskel über den Tresen und verschwindet. Mit ganz genau EINEM Dinkelbrötchen. Nicht mehr und nicht weniger. Ob seine verworrene Geschichte wirklich stimmt werden wir nie herausfinden, aber ich bewundere still und leise die beneidenswerte Engelsgeduld der Bäckereifachverkäuferinnen.
Und was nehmen wir mit von dieser Begegnung der dritten Art? Am Sonntag lohnt sich auch ein späterer Gang zum Bäcker, egal zu welcher Tageszeit. Dann hat nicht nur Tante Gisela nach dem Tanztee bei Omma Ilse den richtigen Kaffeeklatsch zum Kuchen dabei, sondern jeder geneigte Zuhörer abstrusten Bäckerei-Klamauks kann sich herrlich amüsieren. Ich lache ehrlich gesagt immer noch.
Stay tuned, lovers. Have a very happy day.

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