Direkt zum Hauptbereich

Die Erotik der Baggerfahrer

Kinder, Ihr kennt es, ich kenne es nicht, aber den meisten ist es wohl bekannt: manchmal reißt er, der Geduldsfaden. Oder wie in meinem Fall in der Frühe: manchmal reißt sie, die Fahrradkette. Und damit reißt er dann tatsächlich auch bei mir, der Geduldsfaden.
Während ich in aller Herrgottsfrühe und in beißender Kälte mit dem Rad durch ungeahnte Hamburger Stadtteile sause und gerade so vor mich hindenke, dass das Radfahren auf dieser Strecke auf einmal doch ganz locker geht und sich ganz leicht anfühlt, merke ich auf einmal, dass ich nicht nur nicht mehr schalten, sondern auch nicht mehr mit den Pedalen bremsen kann. Und ironischerweise gerade einen Berg hinunterbrause. Klar, hätte sich vor allem deswegen leicht anfühlen können, das Radeln, aber dass sich dahinter die nächste Minus-Sensation verbirgt in einer Woche in der schon genug kaputt gegangen und rausgefallen ist hat mich vom akuten Schockzustand in hysterisches Lachen versetzt. Und dabei musste ich dann gleichsam vorsichtig versuchen zu bremsen.
Super. Richtig geil. Und ich war irgendwo im Nirgendwo. Weit weg von allem was ich kannte und wo ich hinmusste.
Und so stellte ich nachdem ich vorsichtig zum Stehen gekommen war mein Fahrrad an den Rand einer Baustelle, rechts von mir wurde Baggersand aufgefahren, links von mir rauschten unermüdlich unbekümmerte Autofahrer in ihren Wagen vorbei, und versuchte mich mit Taschentüchern bewaffnet an der Wiedereingliederung meiner rausgefallenen Fahrradkette. Da ich das noch nie gemacht hatte sah ich wahrscheinlich denkbar blöde aus und weil es so unfassbar kalt war sind mir fast die Finger dabei abgebrochen. Ohne Witz jetzt. Ich kann immer noch kaum tippen.
Alle Mühe half jedoch rein gar nichts. Ich schaffe es einfach nicht den Nippel durch die Lasche zu ziehen, ache nee, das war was anderes, ich schaffte es nicht mein Fahrrad wieder zum Weiterradeln fit und ausflugsbereit zu machen.
Doch dann, immer eins im Sinn, hatte ich eine fulminante Idee, die ich mich kaum auszusprechen wage, denn ich habe mich ja kaum getraut sie überhaupt in die Tat umsetzen. Aber nun gut. Erwähnte ich, dass rechts neben mir Baggersand aufgefahren wurde? Und wie funktioniert das? Mit Baggern, richtig. Und wie werden Bagger betrieben? Ganz genau, von Baggerfahrern! Und das sollen ja bekanntlich Männer sein, so richtig echte Männer, die ein bisschen was von Fummeln und ordentlich Reinstecken verstecken. Und während ich noch überlegte ob ich wirklich und wenn dann welchem Baggerfahrer winken sollte, machte sich meine rechte Hand selbständig und ich machte den mir am nächsten Baggersand auffahrenden Bauarbeiter auf mich aufmerksam.
Ja, oh ja.
Und nun ratet was passiert ist? In Nullkommanichts stieg der freundliche Baggerfahrer aus seinem Fahrerhäuschen und eilte mir zur Hilfe. Mit ein paar wenigen geschickten Handgriffen fummelte er mir meine Fahrradkette wieder dahin wo sie hingehört und auf einmal war alles gar nicht mehr so schlimm. In meiner überdimensional großen Freude und Erleichterung fragte ich ihn, so wie es sich schließlich auch gehört, ob er was dafür haben möchte, aber er grinste nur und meinte nein, es wäre alles gut.
Mit dem wildesten Lachen seit Ewigkeiten machte ich mich sodenn wieder auf den Weg durch die Kälte und die Grauheit der Stadt, letztere habe ich allerdings auf einmal ganz anders wahrgenommen, weil mein Herz und mein Gemüt so herrlich von dem freundlichen und äußerst hilfsbereiten Baggerfahrer erfrischt wurden. Danke.
In diesem Sinne, und so abgedroschen es klingt: In every bad there is something good. Even if it’s dark and grey there’s always also light along the way. Manchmal können wir es sehen, und manchmal können wir es nicht sehen. Aber wir können uns üben im genauer hinschauen. Denn wenn dann wirklich wieder einmal der Geduldsfaden reißt, dann wissen wir, dass er sich auch wieder festbinden lässt. Have a beautiful sunday, lovers! Enjoy everything you do with all your heart. Life is worth the fun, the aches and the adventures.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mittendrin statt nur dabei - Meine wilde Party-Nacht mit den Promis

Kinder, es gibt Momente im Leben, die muss man einfach noch mal Revue passieren lassen. Weil sie einmalig waren, beeindruckend, belustigend, merkwürdig, spannend, aufregend, oder sogar alles zusammen. Daher möchte ich Euch heute noch einmal mitnehmen zur Movie meets Media Party in Berlin und wünsche Euch viel Spaß bei diesem herrlichen Rückblick! Es ist ein absolutes Mega-Highlight: ich habe Karten für die Movie meets Media Party anlässlich der Berlinale in unserer Hauptstadt gewonnen und ich kann mein Glück kaum glauben. Aber ehe ich mich versehe und noch länger darüber nachdenken kann, was für ein Glück ich hatte, sitze ich auch schon im Bus und brause mit wehendem Haar gen Berlin. Im Hotel angekommen bleiben mir noch gute drei Stunden um mich auf den abendlichen Event der Spitzenklasse vorzubereiten, und die Zeit will gut genutzt werden. Schließlich will ich den Promis in nichts nachstehen. Und so verwende ich unzählige Minuten und ganz viel Hingabe darauf, ebenfalls wie ein Prom

Ich will Single sein - aber mit Dir zusammen

Liebe Romantiker, liebe Querdenker, liebe Anders-Macher, heute möchte ich mich nicht selbst mit Ruhm bekleckern, sondern einen fabelhaften Artikel aus der kanadischen Huffington Post von der Bloggerin Isabelle Tessier mit Euch teilen. Ins Deutsche übersetzt wurde er von Franca Lavinia Meyerhöfer. Ich persönlich habe mich sofort darin wiedergefunden und mich gleich mit dem Geschriebenen identifizieren können. Wer weiß wie es Euch geht. Ich wünsche Euch eine Lektüre, die Euch zum Schmunzeln bringt und Eure Gedanken schweifen lässt. Enjoy, lovers! Have a very good tuesday night. http://www.huffingtonpost.de/isabelle-teissier/ich-will-single-sein-aber-mit-dir-zusammen_b_7832566.html

Die Dienstagsmänner

Kinder, sowohl in der Großstadt als auch auf dem Land gibt es neben all den schönen, bunten, illustren und fantastischen Dingen auch immer wieder solche die man weder sehen geschweige denn hören oder, Gott bewahre!, riechen möchte. Allerdings kommen wir alle nicht drum herum uns auch mit den unschönen Angelegenheiten des Leben auseinanderzusetzen. Und dennoch wünschte ich manchmal es gäbe einen Knopf auf den ich drücken und der mich damit vor sämtlichen ungebetenen Grausamkeiten bewahren könnte. Aber wäre das Leben ein Wunschkonzert, dann würde ich jetzt in New York City auf einem Roof Top mit Blick auf das Empire State Building und meine Einkaufstüten von Victoria’s Secret sitzen, einen Gin Basil Smash trinken und mich auf den bevorstehenden Sonnenuntergang über den Dächern der aufregendsten Stadt der Welt einstimmen. Da ich jedoch vorerst in Hamburg bleiben muss, konnte ich es nicht vermeiden gerade erst wieder die Dienstagsmänner zu treffen. Ihr kennt sie nicht? Nun, ich will si