Kinder, es gibt Momente im Leben, da spürt man es wird Zeit. Zeit für etwas sehr wichtiges und jemand ganz besonderen. Jemand, den ich Euch heute vorstellen möchte. Die geilste Kassiererin der Welt. Ob Ihr sie vielleicht sogar kennt?
Wie Ihr wisst treibe ich im schönsten Stadtteil Hamburgs mein Unwesen, im fabelhaften Winterhude. Und diese Kassiererin arbeitet in keinem geringeren Supermarkt als in dem einen mit dem roten Logo und den weißen Buchstaben direkt auf dem Mühlenkamp. Es gibt keine Verwechslungsgefahr, weder beim Laden noch bei der Kassenfachkraft. Und die Gründe aus denen ich ein Wiedersehen heutzutage immer wieder zelebriere, liegen nach dem Lesen schnell auf der Hand.
Ich gebe es ehrlich zu: früher hatte ich richtig Angst vor ihr. Als ich hierher gezogen bin habe ich sie bei meinem ersten Einkauf im benannten Supermarkt kennen aber auf keinen Fall lieben gelernt. Wann immer ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten zum Einkaufen dorthin ging hoffte ich inständig dass nicht sie sondern jemand anderes an der Kasse sitzen würde. In den seltensten Fällen jedoch hatte ich Glück und musste ihre über die Maßen schlechte Laune über mich ergehen lassen. Es war schrecklich.
Heute feiere ich sie dafür.
Vielleicht könnt Ihr sie Euch mit der folgenden Beschreibung ein klein wenig vorstellen: ein leicht gedrungener aber nicht wie sich vielleicht vermuten lässt allzu kräftiger Körper, ca.1,66 m, stets und ständig bekleidet in heller Jeans und obligatorischem roten Pullover mit Namensschildbrosche. Ich schätze sie auf Mitte Ende 40, Anfang 50, aber ich kann mich auch irren. Bis heute kann ich mich nicht an ihren Namen erinnern, obwohl ich jedes Mal auf die Buchstaben starre um mir den Namen merken zu können, und einfach ist er auch noch, aber auch in diesem Moment komme ich nicht darauf. Sie trägt eine praktische Kurzhaarfrisur was in Anbetracht ihrer äußerst feinen Haare und der Einfachheit der Pflege-Instandhaltung in ihren Augen sicherlich die beste Lösung ist. Und punkt um kommen wir schon zu ihrem absoluten Alleinstellungsmerkmal, sozusagen ihrem Erkennungszeichen: die stets mit mittelhellblauem Kajal umrahmten Unterlider ihrer Augen. Wenn der irgendwann mal fehlen würde, dann wüsste ich, dass der Haussegen schief hängt. Es ist tatsächlich das einzige Verschönerungswerkzeug, das sie benutzt, und ich war oft genug nah genug dran um zu zu erkennen, dass sie weder Make-up, Concealer, Wimperntusche oder Rouge noch einen Lippenstift, einen Augenbrauenstift oder einen Abdeckstift benutzt. Einzig den mittelhellblauen Kajal am unteren Lidrand lässt sie von außen zu um ihre natürliche Schönheit zu unterstreichen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nun fragt man sich natürlich, also ich zumindest mich: warum genau dieser mittelhellblaue Lidstrich am unteren Auge und sonst nichts? Welchem Schönheitsideal kommt das gleich? Und wann zur Hölle war das in Mode?
Oder, und diese Frage stellt sich wenn man beginnt das Pferd von hinten aufzuzäumen, ist sie gar ein kleiner Rebell und macht sie genau das was sie tut um ganz genau KEINEM Ideal und eben einfach KEINERLEI Vorstellungen zu entsprechen, die andere an sie haben könnten?
Und, Kinder, wie fabelhaft ist dieser Gedanke! Irritiert sie doch damit in erster Instanz und erst später, quasi im fünften, sechsten, siebten Näherkommen ist man fast ein wenig neidisch auf diese Fähigkeit so zu sein wie man sich fühlt, ohne Bedenken zu haben damit anzuecken! Und wünscht man sich am Ende vielleicht fast man wäre ein wenig wie sie? Unabhängig, unbeteiligt, schlecht gelaunt wenn es denn eben dem inneren Gefühl entspricht ohne Angst es nach außen zu tragen, rotzfrech, furchteinflößend, sonderbar wenn auch gleichsam auf interessante Art und Weise unantastbar?
Ich jedenfalls möchte mich nicht mit ihr anlegen, habe mittlerweile einen sonderbaren Respekt vor ihr und vor ihrer Einzigartigkeit und kann es manchmal kaum erwarten mitzubekommen wie sie jemanden mit ihrer undurchdringlichen und uncharmanten und dabei gleichsam so erfrischenden Art anraunzt, weil im Einkaufswagen noch Ware liegt die aufs Laufband gehört, die Unterschrift auf der EC-Karte nicht zu lesen ist oder sie den Kunden nicht abnimmt, dass sie wirklich volljährig sind um hochprozentigen Alkohol zu kaufen und sich vorschriftsmäßig erst mal in aller Seelenruhe nicht nur den Personalausweis zeigen lässt, sondern vorher auch noch umständlich ihre unfassbar hässliche Lesebrille herauskramt um das Geburtsdatum überprüfen zu können! Mit ihr ist weder zu spaßen noch gut Kirschen essen, zumindest wenn es ums Geschäftliche geht. Da ist sie mit Leib und Seele vorbildliche Mitarbeiterin.
Mit einem stets und ständig gleichbleibenden kurzen „Hallo“ wird jeder Kunde gleich begrüßt, allerdings hört man schon in der Stimme, dass sie eigentlich nicht mal Lust auf das Aussprechen dieser Grußformel hat. Aber mittlerweile kann ich mich herrlich an diesem Versuch nicht zu genervt zu erscheinen erfreuen. Köstlich! Auch das nach dem Einkauf abschließende „Schönen Tach’ noch!“ kommt sicher nicht von Herzen, aber wer könnte es ihr verübeln bei der Masse an Kunden pro Tag, Woche, Monat, und dennoch höre ich aus diesem Dreiklang mittlerweile die Einladung für meinen nächsten Besuch im Supermarkt heraus. Lustig, was für Dinge einen einnehmen und nahezu süchtig machen können.
Aber dann gibt es die seltenen Tage an denen sie tatsächlich gute Laune hat und für einen kurzen Plausch oder ein Späßchen aufgelegt ist. Meistens wenn ein vorangegangener Kunde irgendetwas gemacht hat was sie irritiert oder verwirrt hat. Ich bin zwar immer wieder enttäuscht, wenn sie unsere kurzen Annäherungen beim nächsten Einkauf wieder vergessen hat, aber nun gut, wir werden wahrscheinlich so oder so keine allzu engen Freunde werden.
Und trotzdem zeigt es mir immer wieder, dass im Leben scheinbar alles möglich ist. Dass auch die griesgrämigste Kassiererin mit dem unschönsten mittelhellblauen Lidstrich jenseits der Stadtteilgrenzen für ungeahnte Überraschungen sorgen kann, sich freuen kann obwohl sie den Eindruck macht sie sei herzlos und mich mittlerweile so wunderbar glücklich stimmt und erfrischt obwohl ich damals Angst vor ihr hatte.
Was bleibt uns am Ende also übrig zu sagen? Nun, zuallererst solltet Ihr unbedingt in Winterhude vorbeischauen und im Supermarkt am Mühlenkamp der geilsten Kassiererin der Welt einen Besuch abstatten, gucken ob ihr sie erkennt, dann kurz in Euch hineinprusten, Euch an ihrer Kasse anstellen und den Einkaufsvorgang vollends durchziehen und ihre spröde Art an Euch abprallen lassen. Es ist in jedem Fall ein Erlebnis. Vielleicht zieht es Euch aber auch in ihren Bann. Und in zweiter Instanz, Kinder, und den Schuh ziehe ich vor allem mir an, müssten wir, die wir zu dünnhäutig und zu empfindlich sind vielleicht alle ein bisschen mehr wie diese einzigartige Kassiererin sein, und einen Scheiß drauf geben was, wie, wo, wer und warum überhaupt und es so machen wie es uns Recht ist! Das wird ein Spaß!
In diesem Sinne: have a very happy thursday, lovers. Make sure to buy the right eyeliner if you plan to wear it and have no fear to be who you are. Enjoy!
Wie Ihr wisst treibe ich im schönsten Stadtteil Hamburgs mein Unwesen, im fabelhaften Winterhude. Und diese Kassiererin arbeitet in keinem geringeren Supermarkt als in dem einen mit dem roten Logo und den weißen Buchstaben direkt auf dem Mühlenkamp. Es gibt keine Verwechslungsgefahr, weder beim Laden noch bei der Kassenfachkraft. Und die Gründe aus denen ich ein Wiedersehen heutzutage immer wieder zelebriere, liegen nach dem Lesen schnell auf der Hand.
Ich gebe es ehrlich zu: früher hatte ich richtig Angst vor ihr. Als ich hierher gezogen bin habe ich sie bei meinem ersten Einkauf im benannten Supermarkt kennen aber auf keinen Fall lieben gelernt. Wann immer ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten zum Einkaufen dorthin ging hoffte ich inständig dass nicht sie sondern jemand anderes an der Kasse sitzen würde. In den seltensten Fällen jedoch hatte ich Glück und musste ihre über die Maßen schlechte Laune über mich ergehen lassen. Es war schrecklich.
Heute feiere ich sie dafür.
Vielleicht könnt Ihr sie Euch mit der folgenden Beschreibung ein klein wenig vorstellen: ein leicht gedrungener aber nicht wie sich vielleicht vermuten lässt allzu kräftiger Körper, ca.1,66 m, stets und ständig bekleidet in heller Jeans und obligatorischem roten Pullover mit Namensschildbrosche. Ich schätze sie auf Mitte Ende 40, Anfang 50, aber ich kann mich auch irren. Bis heute kann ich mich nicht an ihren Namen erinnern, obwohl ich jedes Mal auf die Buchstaben starre um mir den Namen merken zu können, und einfach ist er auch noch, aber auch in diesem Moment komme ich nicht darauf. Sie trägt eine praktische Kurzhaarfrisur was in Anbetracht ihrer äußerst feinen Haare und der Einfachheit der Pflege-Instandhaltung in ihren Augen sicherlich die beste Lösung ist. Und punkt um kommen wir schon zu ihrem absoluten Alleinstellungsmerkmal, sozusagen ihrem Erkennungszeichen: die stets mit mittelhellblauem Kajal umrahmten Unterlider ihrer Augen. Wenn der irgendwann mal fehlen würde, dann wüsste ich, dass der Haussegen schief hängt. Es ist tatsächlich das einzige Verschönerungswerkzeug, das sie benutzt, und ich war oft genug nah genug dran um zu zu erkennen, dass sie weder Make-up, Concealer, Wimperntusche oder Rouge noch einen Lippenstift, einen Augenbrauenstift oder einen Abdeckstift benutzt. Einzig den mittelhellblauen Kajal am unteren Lidrand lässt sie von außen zu um ihre natürliche Schönheit zu unterstreichen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nun fragt man sich natürlich, also ich zumindest mich: warum genau dieser mittelhellblaue Lidstrich am unteren Auge und sonst nichts? Welchem Schönheitsideal kommt das gleich? Und wann zur Hölle war das in Mode?
Oder, und diese Frage stellt sich wenn man beginnt das Pferd von hinten aufzuzäumen, ist sie gar ein kleiner Rebell und macht sie genau das was sie tut um ganz genau KEINEM Ideal und eben einfach KEINERLEI Vorstellungen zu entsprechen, die andere an sie haben könnten?
Und, Kinder, wie fabelhaft ist dieser Gedanke! Irritiert sie doch damit in erster Instanz und erst später, quasi im fünften, sechsten, siebten Näherkommen ist man fast ein wenig neidisch auf diese Fähigkeit so zu sein wie man sich fühlt, ohne Bedenken zu haben damit anzuecken! Und wünscht man sich am Ende vielleicht fast man wäre ein wenig wie sie? Unabhängig, unbeteiligt, schlecht gelaunt wenn es denn eben dem inneren Gefühl entspricht ohne Angst es nach außen zu tragen, rotzfrech, furchteinflößend, sonderbar wenn auch gleichsam auf interessante Art und Weise unantastbar?
Ich jedenfalls möchte mich nicht mit ihr anlegen, habe mittlerweile einen sonderbaren Respekt vor ihr und vor ihrer Einzigartigkeit und kann es manchmal kaum erwarten mitzubekommen wie sie jemanden mit ihrer undurchdringlichen und uncharmanten und dabei gleichsam so erfrischenden Art anraunzt, weil im Einkaufswagen noch Ware liegt die aufs Laufband gehört, die Unterschrift auf der EC-Karte nicht zu lesen ist oder sie den Kunden nicht abnimmt, dass sie wirklich volljährig sind um hochprozentigen Alkohol zu kaufen und sich vorschriftsmäßig erst mal in aller Seelenruhe nicht nur den Personalausweis zeigen lässt, sondern vorher auch noch umständlich ihre unfassbar hässliche Lesebrille herauskramt um das Geburtsdatum überprüfen zu können! Mit ihr ist weder zu spaßen noch gut Kirschen essen, zumindest wenn es ums Geschäftliche geht. Da ist sie mit Leib und Seele vorbildliche Mitarbeiterin.
Mit einem stets und ständig gleichbleibenden kurzen „Hallo“ wird jeder Kunde gleich begrüßt, allerdings hört man schon in der Stimme, dass sie eigentlich nicht mal Lust auf das Aussprechen dieser Grußformel hat. Aber mittlerweile kann ich mich herrlich an diesem Versuch nicht zu genervt zu erscheinen erfreuen. Köstlich! Auch das nach dem Einkauf abschließende „Schönen Tach’ noch!“ kommt sicher nicht von Herzen, aber wer könnte es ihr verübeln bei der Masse an Kunden pro Tag, Woche, Monat, und dennoch höre ich aus diesem Dreiklang mittlerweile die Einladung für meinen nächsten Besuch im Supermarkt heraus. Lustig, was für Dinge einen einnehmen und nahezu süchtig machen können.
Aber dann gibt es die seltenen Tage an denen sie tatsächlich gute Laune hat und für einen kurzen Plausch oder ein Späßchen aufgelegt ist. Meistens wenn ein vorangegangener Kunde irgendetwas gemacht hat was sie irritiert oder verwirrt hat. Ich bin zwar immer wieder enttäuscht, wenn sie unsere kurzen Annäherungen beim nächsten Einkauf wieder vergessen hat, aber nun gut, wir werden wahrscheinlich so oder so keine allzu engen Freunde werden.
Und trotzdem zeigt es mir immer wieder, dass im Leben scheinbar alles möglich ist. Dass auch die griesgrämigste Kassiererin mit dem unschönsten mittelhellblauen Lidstrich jenseits der Stadtteilgrenzen für ungeahnte Überraschungen sorgen kann, sich freuen kann obwohl sie den Eindruck macht sie sei herzlos und mich mittlerweile so wunderbar glücklich stimmt und erfrischt obwohl ich damals Angst vor ihr hatte.
Was bleibt uns am Ende also übrig zu sagen? Nun, zuallererst solltet Ihr unbedingt in Winterhude vorbeischauen und im Supermarkt am Mühlenkamp der geilsten Kassiererin der Welt einen Besuch abstatten, gucken ob ihr sie erkennt, dann kurz in Euch hineinprusten, Euch an ihrer Kasse anstellen und den Einkaufsvorgang vollends durchziehen und ihre spröde Art an Euch abprallen lassen. Es ist in jedem Fall ein Erlebnis. Vielleicht zieht es Euch aber auch in ihren Bann. Und in zweiter Instanz, Kinder, und den Schuh ziehe ich vor allem mir an, müssten wir, die wir zu dünnhäutig und zu empfindlich sind vielleicht alle ein bisschen mehr wie diese einzigartige Kassiererin sein, und einen Scheiß drauf geben was, wie, wo, wer und warum überhaupt und es so machen wie es uns Recht ist! Das wird ein Spaß!
In diesem Sinne: have a very happy thursday, lovers. Make sure to buy the right eyeliner if you plan to wear it and have no fear to be who you are. Enjoy!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen