Kinder, was man nicht alles im Treppenhaus seines Mietshauses findet!
Ich sage es Euch, in meinem 13-Stockwerke-Etablissement gehen die
Dinge, die sich dort unten auf der Fensterbank neben der Ausgangstür
immer wieder wie von Geisterhand ansammeln, oft auf keine Kuhhaut. Meine
Freundin und ich nennen diese merkwürdige Kuriositätenwand liebevoll
„Tauschbörse.“ Dort finden sich in regelmässigen unregelmässigen
Abständen alte zerfledderte Schundromane, mal ein paar Joghurts, mal
eine Sojamilch, Kartoffelsalat, Kuchenteigfertigmischungen für Schokomuffins, Gedichtbüchlein, Glühbirnen, gerne einzeln und ohne
Verpackung, Tampons, auch gerne einzeln, gottseidank noch mit Verpackung, Cremeproben, Ratgeber,
buddhistische Weisheiten auf Grußkarten, Salatdressing in fertigen
Tütchen, alte CDs (wer braucht sie nicht?!), abgepackte Käsereste
(scheint wohl nicht geschmeckt zu haben), Schokoladenosterhasen,
Duschgel, Bulgursalat, ausgeschnittene Coupons die kein Mensch braucht,
angebrochene Parfumpröbchen, Blumensamen, Wollreste (zum Stricken oder
Häkeln vielleicht?), Gummibänder, getragene Socken und viele weitere
Seltenheiten. Wann immer ich neue Abnormitäten entdecke, erinnere ich
mich zwangsläufig aber gleichsam in mich hinein grinsend an die „Sex and
the City“- Folge in der Carrie Bradshaw Geschworenendienst bei Gericht
hat und jeden Tag einen Mann beobachtet, der immer wieder aufs Neue die
verrücktesten Dinge in seinem Aktenkoffer mit sich herumträgt, die dort
gefühlt so gar nicht hinein passen wollen. Mal war es beispielsweise
eine ganze Mango, ein anderes Mal eine Kokosnuss. Auf letzteres warte
ich auch immer noch in meiner hausansässigen Tauschbörse, sollte ich
also eine Kokosnuss finden werde ich mir den Tag rot im Kalender
anstreichen. Bei der ein oder anderen durchgeknallten Wunderlichkeit
komme ich auch nicht umhin mich zu fragen wer diese Dinge dort abgelegt
haben mag und ob eine bestimmte Nachricht dahinter stecken könnte. Oder, und das wird
der wahrscheinlichere Fall sein, die Leute, die ihre nicht mehr
gewollten Habseligkeiten dort ablegen sind einfach nur froh, wenn das
Zeug weg ist während es ihnen allerdings zu schade zum wegwerfen ist und
sie eine gewisse Freude dabei empfinden könnten, dass ein anderer ins
Nutznießen ihrer abgelegten Tauschgegenstände kommt.
Allerdings finden sich auf dieser Fensterbank nicht nur Dinge zum Verschenken und Tauschen, sondern ebenso unregelmäßig nachbarschaftliche Notizen oder gar Drohbriefe, die die Frage offen lassen in welchem Viertel ich eigentlich wohne. Auch kürzlich ist wieder einmal ein solches wahnwitziges Schreibsel ungewollt in mein Sichtfenster gelangt, und da Teilen bekanntlich seliger ist denn Nehmen (oder war es Geben?, egal, Ihr versteht schon was ich mein) möchte ich Euch diese engelszüngigen Worte ebenso wenig vorenthalten wie das Kuriositätenkabinett der Tauschbörse:
ACHTUNG: Zeugen gesucht
Die asozialen Subjekte in diesem Haus haben wieder mal Langeweile: Mir hat ein Vollpfosten im Anfall mein Ventil zugeklebt (Fahrrad). Das ist unter aller ..., einer Gehbehinderten das Rad zu beschädigen (stand am Geländer zur Garage). Augenzeugen?
Bitte melden bei M. D. - 6. OG : 278...
Ja, da bleiben einem doch Augen und Mund offen stehen bei soviel charmedurchtränkten Worten und der offensichtlichen Freude die eigenen Befindlichkeiten direkt und ungefiltert mit seinen Nächsten, in diesem Fall den eigenen Nachbarn, zu teilen. Da ich natürlich gerne behilflich sein möchte auf der Suche nach dem strafbaren Übeltäter, teile ich diese Suchanzeige ebenso ungefiltert wie die Urheberin und sollte jemand etwas gesehen haben, würde ich auch die vollständige Telefonnummer herausgeben, damit Ihr Euch mit der Auftraggeberin in Verbindung setzen könnt. Ich weiß allerdings nicht, ob es Finderlohn beziehungsweise ein angemessenes Entgelt zur sachdienlichen Aufklärungshilfe gibt. Da müsstet Ihr Euch bitte direkt bei der Inserentin melden.
Kinder, Ihr seht, auch im kleinsten Mikrokosmos ist immer was los. Es liegt an uns es zu sehen, es sehen zu wollen, es anzunehmen, damit umzugehen und es gegebenenfalls in etwas umzuwandeln das es uns leichter macht damit einen guten Umgang zu finden. Not as easy as that many times. Aber ich bin mir sicher, dass wir nicht nur einiges sondern ziemlich viel schaffen können, wenn wir einen Weg für uns gefunden haben wie es sich für uns stimmig anfühlt. Und nachdem die wirklich abstruse Tauschbörse und die ein oder andere Nachricht mich über einen langen Zeitraum hinweg irritiert haben, habe ich nun viel öfter einen Grund diese Dinge als Anlass zu nehmen mich herzlich darüber zu amüsieren. In diesem Sinne: enjoy finding your way and walking along your very own path. Some journeys need to be travelled even if the road is rocky. Have a very happy wednesday, lovers!
Allerdings finden sich auf dieser Fensterbank nicht nur Dinge zum Verschenken und Tauschen, sondern ebenso unregelmäßig nachbarschaftliche Notizen oder gar Drohbriefe, die die Frage offen lassen in welchem Viertel ich eigentlich wohne. Auch kürzlich ist wieder einmal ein solches wahnwitziges Schreibsel ungewollt in mein Sichtfenster gelangt, und da Teilen bekanntlich seliger ist denn Nehmen (oder war es Geben?, egal, Ihr versteht schon was ich mein) möchte ich Euch diese engelszüngigen Worte ebenso wenig vorenthalten wie das Kuriositätenkabinett der Tauschbörse:
ACHTUNG: Zeugen gesucht
Die asozialen Subjekte in diesem Haus haben wieder mal Langeweile: Mir hat ein Vollpfosten im Anfall mein Ventil zugeklebt (Fahrrad). Das ist unter aller ..., einer Gehbehinderten das Rad zu beschädigen (stand am Geländer zur Garage). Augenzeugen?
Bitte melden bei M. D. - 6. OG : 278...
Ja, da bleiben einem doch Augen und Mund offen stehen bei soviel charmedurchtränkten Worten und der offensichtlichen Freude die eigenen Befindlichkeiten direkt und ungefiltert mit seinen Nächsten, in diesem Fall den eigenen Nachbarn, zu teilen. Da ich natürlich gerne behilflich sein möchte auf der Suche nach dem strafbaren Übeltäter, teile ich diese Suchanzeige ebenso ungefiltert wie die Urheberin und sollte jemand etwas gesehen haben, würde ich auch die vollständige Telefonnummer herausgeben, damit Ihr Euch mit der Auftraggeberin in Verbindung setzen könnt. Ich weiß allerdings nicht, ob es Finderlohn beziehungsweise ein angemessenes Entgelt zur sachdienlichen Aufklärungshilfe gibt. Da müsstet Ihr Euch bitte direkt bei der Inserentin melden.
Kinder, Ihr seht, auch im kleinsten Mikrokosmos ist immer was los. Es liegt an uns es zu sehen, es sehen zu wollen, es anzunehmen, damit umzugehen und es gegebenenfalls in etwas umzuwandeln das es uns leichter macht damit einen guten Umgang zu finden. Not as easy as that many times. Aber ich bin mir sicher, dass wir nicht nur einiges sondern ziemlich viel schaffen können, wenn wir einen Weg für uns gefunden haben wie es sich für uns stimmig anfühlt. Und nachdem die wirklich abstruse Tauschbörse und die ein oder andere Nachricht mich über einen langen Zeitraum hinweg irritiert haben, habe ich nun viel öfter einen Grund diese Dinge als Anlass zu nehmen mich herzlich darüber zu amüsieren. In diesem Sinne: enjoy finding your way and walking along your very own path. Some journeys need to be travelled even if the road is rocky. Have a very happy wednesday, lovers!
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