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Kann denn Sex-Talk Sünde sein?

Freunde des Intimgeplauders, auch in dörflichen Gefilden kann es an der nachmittäglichen Kaffeetafel zwischen Ommis und Oppis, Kaffee und Kuchen, trüben Blicken und gähnender Langeweile und der obligatorischen Schlagsahne heiß hergehen. Und zwar dann, wenn meine Freunde und ich unter den argwöhnischen Blicken der Service-Kräfte das gediegene Dorf-Café betreten und uns an einem der Tische niederlassen, die mit Pappmaché-Erdbeeren geschmückt wurden. Dank der aufgeklebten Preisschilder können geübte Fans von sogenannten "Alles-was-Sie-hier-sehen-können-Sie-auch-kaufen-Läden" schnell erkennen, dass man auch diese einmalig schönen Exemplare erstehen und sein eigenes Heim damit schmücken kann. In bester Landpartie-Ausflugs-Stimmung hatten wir nicht nur während der Fahrt über die Dörfer, sondern selbstredend auch beim Café-Besuch die buntesten Themen im Sinn. Und wir trugen nicht nur unsere Herzen, sondern allerlei Intimitäten auf der Zunge. So scheuten wir uns nicht vor der Eröterung der Fragen "Gesicht zur Wand oder zur Stadt?" und "Sklavin oder Domina?", sprachen über den Inhalt von Nachttischschubladen, die Bedeutung von gut geschriebenen erotischen Romanen, die Vorteile, die eine Fahrt mit einem klapprigen Motorroller haben kann, die Notwendigkeit und elementaren Inhalte eines stets gut gefüllten Sex-Bedarf-Notfall-Köfferchens, die ungeahnte Wichtigkeit von Intimtüchlein, den Sinn sich als Hund zu verkleiden, den Bau von Andreas-Kreuzen und anderem SM-Spielzeug, die Ideen zu formvollendeten Fotostrecken zur Herstellung eines eigenen erotischen Handwerker-Kalenders und Sex im Allgemeinen. Für uns in gar keiner Form ein Problem. Eigentlich hatten wir nach der unfreundlichen Begrüßung damit gerechnet, relativ schnell aus dem Café geworfen zu werden, unter anderem deshalb, weil wir den Altersdurchschnitt deutlich senkten und so gar nicht zum biederen Ambiente des Ladens passten. Doch während unseres Besuchs füllte sich die Puppenstube zusehends und wir bekamen immer mehr Gesellschaft. Aufmerksame Zuhörer, wie sich nach einiger Zeit herausstellte. Die Gespräche um uns herum wurden immer weniger, aber die Ohren der Kaffeeklatschfreunde dafür umso größer. Durch missbilligende Blicke und pikiertes Augenbrauenheben versuchten die Dorfbewohner selbstverständlich ihr Interesse an unseren offensichtlich bereichernden Geschichten zu verbergen, aber die weit aufgesperrten Lauschlappen machten schnell mehr als deutlich wie willkommen ihnen die Ablenkung durch unseren überaus erfrischenden Besuch kam. Heute abend würden sie alle endlich mal wieder andere Themen als das Fernsehprogramm und die Einkaufsliste fürs Wochenende haben. Wenn sie überhaupt noch zum Reden kommen, geschweige denn es rechtzeitig nach Hause schaffen würden. Denn es gibt ja immerhin einige ältere Mitmenschen, die es noch faustdick hinter den Ohren haben. Bis dahin reicht unsere Phantasie allerdings nicht aus. Mit dem Schalk im Nacken und vor Lachen schmerzenden Wangen haben wir nach gutem Kaffee und leckerem Kuchen das Café verlassen mit dem guten Gewissen etwas für die sexuelle Bereicherung der Gemeinde getan zu haben. Auch wenn es sicherlich NIEMAND ehrlich zugeben würde. Schließlich schlagen die Uhren im Dorf anders. Aber vielleicht schlägt zumindest die Kirchturmglocke in einigen Häusern heute Nacht nicht nur einmal, da nach langer Zeit endlich mal wieder in der Nachttischschublade gekramt wird. Enjoy your night, lovers!

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