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Schockverliebt in Mister Baywatch

Kinder, in der sengenden Spätsommerhitze kam es kürzlich zu einem besonders herzerwärmenden Ereignis das ich Euch nicht vorenthalten möchte: zwischen Larmoyanz am Beckenrand, prolligen vollbehaarten Brüllaffen und den Weltmeisterinnen im Langsamschwimmen war ich bereit zu töten. Aber nicht nur das: ich habe mich verliebt. Und zum ersten Mal seit langem nicht in den Bachelor.
Doch der Reihe nach. Sicherlich sollte man eine gewisse Nonchalance besitzen wenn man es an Tagen, an denen es zu Schulzeiten noch hitzefrei gegeben hätte, aller Vernunft zum Trotz auf sich nimmt mit sämtlichen Verrückten dieser Stadt ins Freibad zu gehen. Allerdings habe selbst ich entgegen meinen kühnsten Vorstellungen nicht mit dem gerechnet was mich erwarten sollte. Ich bin, das muss ich zu meiner Verteidigung sagen, aber auch gerade dabei zu lernen mir nicht immer gleich im Vorwege größte Sorgen zu machen, sondern in den jeweiligen Situationen mit dem zurechtzukommen was sich mir in den Weg stellt. In diesem besagten Fall gab es nun aber leider wieder einmal einige Bumsbären und Scharlatane, die mir meine Schwimmstunde verleiden wollten.
Knutschende fummelnde Pärchen tummelten sich an sämtlichen Beckenrändern des Außenschwimmbeckens, in dem ich verzweifelt versuchte meine Bahnen zu ziehen, schwammen von dort aus kichernd und gickelnd immer wieder ungelenk in die Mitte der gekennzeichneten Schwimmstrecken und spritzten sich verschmitzt flirtend mit noch mehr Wasser nass. Dazwischen sprangen fette Südeuropäer, meist mit Glatze aber dafür mit umso mehr Haaren am restlichen Körper, über und über tätowiert mit sinnlichen Wortklaubereien wie "Black Pearl" oder "Black Beauty" in Riesenlettern auf Rücken und Brust, ohne Vorwarnung mit Anlauf und Arschbombe von den Seiten aus in den Pool, und das meist in dem Augenblick, wenn eine der Badeaufsichten nicht zur Stelle war um diesen prolligen Halbstarken die Bedeutung von "Bitte nicht vom Beckenrand springen" zu erläutern. Die alten und gebrechlichen Damen gaben ebenfalls wieder einmal ihr bestes um mir den letzten Nerv zu rauben und schwammen extra langsam und nebeneinander her, so dass ein Überholen nur mit äußerster Nervenstärke und absoluter Millimeterarbeit zu bewerkstelligen war. Kinder, es war wieder mal ein Fest. Ich hätte ewig so weitermachen können. NICHT.
Um nicht an meinen trüben Gedanken zu ertrinken fing ich an einen Teil meiner Aufmerksamkeit aus dem Schwimmbecken heraus auf das muntere Treiben auf den Liegewiesen zu lenken. Es war furchtbar viel los, und dennoch entging er mir nicht. Ich entdeckte ihn sofort und war schockverliebt. Was für ein Mann! Hot hot hot!!!
Während ich noch versuchte die Gespräche der strohdoofen Affenbande zu meiner Linken („Ey, Digger, der hat den Typen krankenhausreif geschlagen!! Der sitzt jetzt erst mal in Untersuchungshaft!“) und der selbstherrlichen Müttermafia zu meiner Rechten („Als Mutter darf man endlich normal sein und muss sich nicht mehr verstellen. Endlich muss man niemandem mehr alles recht machen sondern darf einfach so sein wie man ist. Das ist echt das Beste am Mutterdasein! Gottseidank darf man jetzt normal sein.“) auszublenden und die kettenrauchende Jungmutti am Beckenrand, die ihren zwei Jahre alten Sohn mit Unmengen von Pommes und Fruchtgummiwürmern ruhig zu halten versuchte, nicht zu nah in mein Bewusstsein dringen zu lassen, erblickte ich den absoluten Adonis unter den Schöngeistigen. Oh what a man! Himmel hilf, fast wäre ich auf potzelitze doch noch ertrunken. Was sonst sollte auch passieren bei einer Schockverliebtheit? Da rechnet ja keiner mit!
Im letzten Moment konnte ich mich jedoch gerade noch retten und schwamm als wäre nichts passiert weiter durch die tobende Menge. Ich hätte zu gerne meinen Blick gesehen. Wie guckt man denn bloß wenn man bereit ist zu töten und dabei gleichzeitig große rote Herzen in den Augen hat? Ich muss das unbedingt mal vorm Spiegel üben!
Der schöne Mann war wirklich schön. Ein Oberkörper wie in feinsten Stein gemeißelt, wohl trainiert, aber nicht übertrieben gepumpt. Ich wollte mich sofort an ihn schmiegen und dem Klang seines Herzens an seiner Brust lauschen. Er trug eine enge rote Badehose und erinnerte mich an einen modernen Rettungsschwimmer. David Hasselhoff war nichts dagegen. Aber trotzdem musste ich ob der roten Badeuniform unverzüglich an Baywatch denken und hegte schon den unlauteren Gedanken wo und wie ich mich am besten von ihm retten lassen könnte. Seine blonden kurzen Haare fielen ihm leicht in die Stirn und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihn mit Sonnenbrille oder ohne Sonnenbrille attraktiver fand. Von mir aus hätte er einfach dort wo er stand stehenbleiben können damit ich ihn ungehindert anstarren konnte. Aber Mister Baywatch hatte scheinbar eine Mission, denn er eilte stets und ständig geschäftig und gleichsam filigran zwischen Beckenrand und Liegeplatz hin und her. Unten angekommen tänzelte er nahezu verführerisch zuerst unter der Dusche und dann am Schwimmbecken hin und her bevor er sich nach einer kleinen Ewigkeit gegen die ich jedoch nichts einzuwenden hatte mutig in die kühlen Fluten stürzte. Nach ein paar kurzen Bahnen kam er jedes Mal schnell wieder aus dem Becken geklettert und tänzelte und schlawenzelte zu seinem Liegeplatz zurück. Dort legte er sich ein Weilchen in die Sonne nachdem er das gemeine Fußvolk um sich herum eingehend inspiziert hatte bis das stark auf mich wirkende Schauspiel wenig später wieder von vorne begann. Ich fragte mich wen er wohl beeindrucken wollte, oder ob er so selbstverliebt war, dass er gar nicht bemerkte was für eine illustre Show er abzog?
In diesem Fall war es mir schlicht und einfach egal. Er war einfach zu schön. Auch ich lasse mich ab einem gewissen Grad beeindrucken. Das dauert zwar, aber es kann passieren. Schließlich passiert es den besten. Und ich finde es überhaupt nicht schlimm. Sondern ganz im Gegenteil sogar schön dass zwischen all den Vollpfosten und Tyrannen rund ums Außenschwimmbecken auch etwas für die Sinne und fürs Auge dabei war. Und letztendlich konnte ich mich dann doch ein bisschen entspannen und die Gespräche um mich herum so weit ausblenden, dass sie sich in einen romantischen Tagtraum mit Mister Baywatch verwandelten. Und was wenn nicht ein verheißungsvolles Versinken in verführerischen Gedanken ist der Inbegriff von einer glücklichen Sommersonnenzeit im Freibad? Seht Ihr, ich hätte keine bessere Antwort finden können. Und falls jetzt jemand antworten wollen würde: ein Eis. Keine Sorge. Das habe ich mir später auch gegönnt und dabei Ausblick und Schauspiel noch intensiver genossen.
Beim Gehen habe ich es nicht übers Herz gebracht Mister Baywatch anzusprechen aber vielleicht sollte das auch gar nicht sein. In erster Linie fehlte mir zwar der Mut, aber in zweiter Instanz kann ich erkennen, dass er mir einen an vielen Stellen gefühlt grauenvollen Nachmittag in eine zuckersüße Zeit verwandelt hat, an die ich nicht nur auf dem Nachhauseweg mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht zurückgedacht habe. Und manchmal, nicht immer, aber manchmal, da reicht es schon aus, wenn sich etwas aus der Entfernung gut anfühlt und dazu führt, dass man sich wohler fühlt. In diesem Sinne ein kleiner Reminder: there’s something good in everything. You gotta train your mind to be able to see it. Enjoy the ride, lovers! Happy wednesday.

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