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Parfum und Heinzelmännchen

Kinder, es ist soweit, die Zeit des Abschieds ist gekommen. Die Arbeit ruft lauthals meinen Namen, und ich muss ihr folgen. Die Wahrheit ist grausam, aber ich spreche sie jetzt einfach aus (während ich die Augen fest zusammenkneife): mein Urlaub ist vorbei. Und während ich laut "Paris, Athen, Auf Wiedersehen!" rufe, denke ich leise "Ach, schade." Denn eigentlich war's doch ganz nett. Dass ich damit gerade über die Maßen untertreibe, ist Euch natürlich glasklar, denn die letzten zwei Wochen waren vor allem eins: fabelhaft. Neben all den Späßen und dem Unfug, den ich getrieben habe, den herrlichen Ausflügen, den vielen, vielen Stunden an der frischen Luft, den wunderbaren Nachmittagen im Kino, den vielen tollen Filmen, den Verabredungen und Gesprächen mit guten Freunden und anderen tollen Menschen, den erholenden Besuchen im Spa, den Stunden am Wasser, den gaumenschmeichlerischen Gerichten und dem guten Kaffee und vor allem der Ruhe und der Zeit, die ich für mich hatte, habe ich bewiesen, dass man nicht tiefbetrübt verzweifeln muss, weil man seinen Urlaub erstens alleine, zweitens ohne großes Budget und drittens tatsächlich ohne "richtig wegzufahren" in der Hansestadt verbringt. Gut, einige Spontan-Einkäufe hätte ich mir vielleicht sparen können (im wahrsten Sinne des Wortes, wie lustig), aber wir wollen jetzt zum Ende hin nicht kleinlich werden. Und so wasche ich mir die letzten Sandkörner vom Elbstrand aus den Haaren und klopfe die letzten Erdkörnchen von meinen Alsterspaziergängen aus meinen Turnschuhen, hänge meine Kiez-Jeans zum Auslüften auf den Balkon, stecke meine Kinokarten in mein Erinnerungskästchen und meine Sonnenbrille zurück ins Etui, rubbele mir unter Anstrengung und Schmerzen die letzten Reste vom Parfum von Axel dem Zuhälter von Hals und Wangen (wenn das Zeug erstmal an Eurer Haut klebt, wird man es nur schwer wieder los! Also überlegt Euch immer gut, wie fest Ihr Axel den Zuhälter umarmen wollt), sortiere meine DVDs, packe endlich Bademantel und Handtuch aus dem Spa in die Wäsche, vergewissere mich, dass morgen die Heinzelmännchen zum Spülen kommen (ich meine, wer zur Hölle, soll diesen Berg denn auch sonst spülen? Und wo in drei Teufels Namen kommt eigentlich dieses ganze Geschirr her? Ah, gottseidank, ich sehe gerade: die Chefin der Heinzelmännchen-Agentur hat den morgigen Termin final bestätigt. Dann bin ich safe. Ich hoffe nur, dass ich mich nicht vertippt habe und die mir morgen statt Heinzelmännchen Schauspieler Thomas Heinze schicken. Dann wäre ich alles andere als safe), schlecke die letzten Reste Puderzucker (links, vom Waffeln backen) und Mexikaner (rechts, der gute von Joseph) aus meinen Mundwinkeln, verstecke meine Einkaufstüten, mache mir noch ein paar Notizen und komme dann zu dem traurigen Schluss, dass alle guten Dinge mal zu Ende gehen. Das hat schon Nelly Furtado in "All good things must come to an end" besungen. Aber nun gut, ich will mich nicht beklagen, zumindest nicht am letzten Tag meines fabelhaften Urlaubs. Das Beklagen hebe ich mir lieber für die wahnwitzigen Wortspiele vom RTL auf. Heute haben kernige Kraftwagenfahrer, optmimistische Ohrschmuckträger, warmherzige Winzer, zärtliche Zeitschriftenzusteller, Socken- und Sandalenträger, pfiffige Pfälzer und verliebte Fitness-Fans (die gleichzeitig Fantasy-Freunde sind) im Beisein von rüstigen Rentnern und passionierten Pärchen im namhaften Niedersachsen, im romantischen Rheinland und im berauschenden Bali zusammen mit ihren Liebesanwärterinnen und Liebesanwärtern sorglose Sommersonne genossen, mit Engeln kommuniziert, sich über ihre Hobbies ausgetauscht ("Und was sagst Du zu den Engeln?" - "Ja, finde ich gut. Ich meine, man muss auch Hobbies haben. Also ich lerne ja Chinesisch.") über Einrichtungs-Stile gesprochen ("Und, wie findest Du das Zimmer?" - "Ja, äähhh, ist halt 'n Zimmer.")  und sich in einigen Fällen sogar schon nach wenigen Tagen für die GANZ GANZ GANZ große Liebe ausgesprochen. Also, isch sach mal so: mehr Spaß geht einerseits nicht, andererseits muss man die Kirche natürlich auch im Dorf lassen. Aber ob der RTL dat jemals konnte, dat is an und für sisch eine Frage, die isch heute nischt mehr beantworten kann. Morgen stehen für mich auch schon wieder ganz andere Aufgaben auf dem Tagesprogramm, aber nach einem langen, wunderbaren Nachmittag an der frischen Luft an der Alster, vielen guten Gesprächen in den vergangenen Tagen und dem Wissen, dass ich viele wunderbare Menschen in meinem Leben habe, werde ich auch diese bewältigen. Denn eins steht fest: es geht immer weiter. Immer. Und auch was den RTL angeht, werde ich die Flinte nicht geladen ins Korn werfen, sondern erst recht weiterhin investigieren. Denn nur wer wagt, gewinnt. Und nur wer weitermacht, erlebt mehr als die anderen. Nun muss ich flux ins Bett hüpfen, heute einfach mit Hechtsprung, warum eigentlich nicht, (damit meine ich jetzt nicht den Becker-Hecht!) damit ich morgen früh nicht nur in aller Herrgottsfrühe aufstehen kann, sondern auch meinem jugendlichen Aussehen nicht unnötig geschadet wird. Wir sehen uns sicher bald wieder. Bis dahin. Ich wünsche Euch eine Gute Nacht.

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