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Dear Mister Frank


Kinder, Ihr kennt es vielleicht, ich kenne es definitiv, und so steht nun also gleich zu Beginn die Frage im Raum: Wer kennt es nicht? Denn tatsächlich gibt es in der Welt der Tinder-Liebschaften die mehr auf dem Bildschirm als im echten Leben stattfinden manchmal Matches die man nicht nur einmal, nicht nur zwei Mal, sondern vielleicht sogar drei Mal hat. Soll ich verraten warum? Oder ist das eher müßig, weil im Digitalen Zeitalter der Lichtgeschwindigkeits-Technik und Smartphonerie bereits jedes Kind weiß wie das mit diesem ollen Tindern funktioniert?

Nun, ich verrate es jetzt einfach. Tinder. Single-Flirtbörse. Und ich glaube, Börse ist mittlerweile der, so absurd er auch klingen mag, tatsächlich beste Begriff für dieses Forum der Absonderheiten. Wenn es nicht auch immer mal wieder kleine Ausnahmen oder blitzende Fünkchen gäbe. Also, Bestfall, man hat ein Match, bedeutet, beide finden sich gegenseitig gut. Im noch besseren Bestfall schreibt man miteinander. Und im besten Bestfall trifft man sich dann auch irgendwann mal fernab vom Bildschirmliebesleben in diesem sogenannten echten Leben in einer Bar auf ein erfrischendes Kaltgetränk oder eben in einem Café auf ein beruhigendes Heißgetränk. Alle machen's anders und jeder wie er will, aber diese Aspekte des wann, wie, wo und warum überhaupt sollen heute tatsächlich einmal nichts zur Sache tun. Sonst verwickle ich mich wieder in Abschweifungen und man soll die Kirche ja schließlich auch einmal in der Woche nicht aus dem Dorf tragen.

Bestfall, besserer Bestfall, bester Bestfall, soweit habt Ihr mir ganz bestimmt folgen können. Nun ist es aber so, dass man manchmal in einem Bestfall nicht das nächsthöhere Level erreicht und es somit lediglich beim Match bleibt. Und das Match dann irgendwo in der Match-Liste unter all den hundert und aberhunderten von Matches verloren geht. Wir jedoch wollen näher auf den zweiten Fall eingehen, den besseren Bestfall, bei dem man beginnt miteinander zu schreiben. Und dann unerwartet in eine nicht als solche gekennzeichnete Falle tappt. Denn eigentlich lief alles ganz gut. Wortwitz, Eloquenz, Flirtereien, man spürte, das kann passen. Und dann bums, auf einmal kommt keine Antwort mehr. Bleibt die Frage nach dem Warum? Die aber viel öfter als man ahnen mag unbeantwortet bleibt, genau wie die letzte Nachricht die man dem an bis dato undefinierbaren Amourösitäten interessierten männlichen Match an lauen Frühjahrsnachmittagen übermittelt hatte.

So geschehen also gerade erst kürzlich wieder. Und da ich mich dieses Mal nicht damit zufrieden geben möchte, starte ich frisch, fromm, fröhlich, frei einfach mal einen öffentlichen Aufruf. Irgendwie muss man heute ja medienwirksam auftreten um seinem Gegenüber zu vermitteln, dass man auch wirklich Interesse hat. Wo kämen wir denn da hin wenn der andere bedingungslos vom eigenen Interesse ausgehen kann. Also wirklich!! Und viele Männer brauchen das auch! So ein bisschen Beweihräucherung des sensiblen männlichen Egos ist etwas das uns Frauen in heutigen Zeiten auch wirklich, wirklich!, immer mehr abhanden gekommen ist. Fatal. Wie konnte das bloß passieren? Wie konnte es so weit kommen? Und wer zum Teufel ist schuld daran? Etwa diese böse Emanzipation? Von der keiner weiß wie sie richtig benutzt wird? Nun, ich weiß es nicht und ich werde es so schnell auch nicht herausfinden, aber wenn Männer hierzulande mehr Bestätigung brauchen als eine Rückantwort, dann gebe ich jetzt mal so richtig Gas. Here I go.

Moment, folgende Vorgeschichte ist für Euch als geneigte Leser sicherlich von Vorteil, sonst macht das ganze ja auch wenig Sinn. Es trug sich also zu, dass ich mit einem Tinder-Liebesanwärter vor einiger Zeit ein Match hatte über das ich mich sehr freute. Bestfall erreicht. Und sogar der bessere Bestfall trat ein, wir begannen miteinander zu schreiben. Für die ungläubigen Nicht-Tinderer unter Euch, ja, so ist das in der Online-Dating-Welt, nur weil man matched entsteht daraus nicht immer auch eine Konversation. Schauderhaft, aber wahr, als Single hat man es nicht leicht. Aber vielleicht gehört das im Leben einfach dazu. Wie Regen und Sonnenschein. Oder so ähnlich. Wie dem auch sei, zurück zum Thema. Manchmal liegt ein Match also entweder von meiner oder von männlicher Seite unbeantwortet eine Weile im Tinder-Briefkasten und irgendwann, wenn es mal wieder an der Zeit ist aufzuräumen, dann lösche ich die unbeantworteten Nachrichten frei nach dem Motto „Alles raus was keine Miete bezahlt.“ Nun ist es aber bei Tinder so, dass man sich, nachdem ein altes Match gelöscht ist, wieder matchen kann. Könnte, wenn man wollte. Moment, ich mache es nicht weiter kompliziert, also man kann. So geschehen mit Mister Frank. Wir matchten einmal, schrieben eine Weile, es passierte nichts weiter, irgendwann löschte einer das Match. So konnten wir uns wiederfinden. Und matchten ein zweites Mal. Und schrieben wieder eine Weile, es passierte nichts weiter, irgendwann löschte einer das Match. Und, ja, Ihr ahnt es, so konnten wir uns wiederfinden. Und das haben wir gerade erst kürzlich. Ich freute mich, war aber gleichsam skeptisch, schließlich hatten wir das ja nicht nur ein Mal, sondern bereits zwei Mal durch. Und ohne allzu große Geheimniskrämereien zu veranstalten, weihe ich Euch hiermit exklusiv in den Beginn des neuesten Schriftverkehrs ein:

Er: „Guten Tag schöne Frau! Haben wir uns wieder.“

Ich: „Guten Tag, Monsieur. Haben wir denn dieses Mal die Chance auf ein Kennenlernen?“

Er: „So soll es sein!“

Ich: „Leere Worte? Oder ein ehrliches Angebot?“

Nun, getroffen haben wir uns leider noch immer nicht, aber inzwischen folgt er mir auf Instagram. Ey!! So macht man das heute! Die Anfrage erfolgte auf dem Fuße auf mein Nachhaken ob es sich um leere Worte oder um ein ehrliches Angebot handelt. Ich habe die Anfrage dann bestätigt, warum denn auch nicht, vielleicht ist das sein bevorzugtes Kontaktmedium. Tinder ist ja auch schon fast wieder 90er. Also echt. Da kann ja fast schon nichts draus werden, schließlich ist die Technik bei Tinder nun wirklich kaum mehr 2018 und mit Lichtgeschwindigkeit läuft da gar nichts. Und aus genau diesem Grund werde ich nun auch bei Instagram meine unten folgende ausgeklügelte Date-Anfrage platzieren, vielleicht liest er sie ja da viel viel eher als die unzähligen Nachrichten die er, was weiß denn ich, von sämtlichen anderen Frauen bei Tinder bekommt. Wenn das kein Plan ist, dann weiß ich es auch nicht. Gewusst wie! Achtung, dieses Date-Gesuch ist für Dich, Mister Frank:

„Dear Mister Frank, shall we meet? Shall we dance? Shall we spend the length of a drink, maybe more, together? Please let me know. I’m all yours. Sincerely, Charlotte.“

Und da Mister Frank mir nicht nur bei Instagram folgt, sondern sogar auch meinen Blog kennt, dann kann er meine Ernsthaftigkeit ab jetzt nicht mehr in Frage stellen. Um sicher zu gehen, werde ich das ganze allerdings am besten noch twittern, ein passendes Snapchat erstellen, bei Google+ teilen, eine entsprechende zum Thema passende Pinnwand bei Pinterest anlegen und verlinken und alles zur Sicherheit, damit das ganze auch Netz und doppelten Boden hat, bei Facebook teilen und sämtliche Follower von all diesen Accounts darum bitten meine Beiträge in die Welt hinauszuposaunen. So schnell werfe ich die Flinte nicht ins Korn. Und wenn es hart auf hart kommen sollte, kann ich im „Doktors Diary“-Style à la „Alexis von Buren sucht Gretchen Haase“ auch immer noch sämtliche Litfaßsäulen, Plakatwände und City Light Poster mit meinem Aufgebot, äh, Suchgebot, na, wie sagt man noch gleich, mit meiner förmlichen Anfrage nach einem sehr verspäteten Kennenlernen füllen und so voller Inbrunst darauf hoffen, dass Mister Frank mir nun vielleicht doch die lang ersehnte Audienz erteilt.

Ich meine, seien wir am Ende nochmals ehrlich. Natürlich wäre es fabelhaft wenn das Kennenlernen zwischen Mann und Frau, gut, im folgenden Fall zwischen Mann und Mann, noch so einfach wäre wie vor 30 Jahren von Thomas Hermanns am Freitag bei „Let’s Dance“ beschrieben: „Nachts in Hamburg, am Tresen, jeder mit einer Flasche Bier. Analog. Auf die gute alte Art. Und es hat bis heute gehalten.“

Da ich bisher scheinbar jedoch nachts nicht oft genug mit einer Flasche Bier am Tresen saß, fahre ich jetzt eben einfach mal mir nichts, dir nichts, andere Geschütze auf. Und setze alles auf die digitale Karte. Ob daraus im Zuge dessen auch eine Speicherkarte wird, sehen wir dann, und ob darauf die nächsten 30 Jahre gespeichert werden können, kann hier und heute sicherlich auch niemand voraussagen. Aber irgendwo muss so ein Anfang ja auch schließlich mal gemacht werden. Dieses Wort „Anfang“ wurde ja nicht ohne Grund erfunden. So. Also. Für mich auch einfach mal gar kein Problem. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Und wer gar nicht erst wagt, der hat schon verloren.

In diesem Sinne: Auf und davon! Jeder Post ein Treffer. Jeder Satz ein Sieg. Jedes Ziel ein Anfang. Ihr wisst schon wie ich’s meine. Und mein Smartphone behalte ich ab jetzt so fest im Blick wie Kinder die ein Mal am Tag für fünfzehn Minuten mit dem Handy ihrer Eltern spielen dürfen! Engarde! Awaiting your reply, Mister Frank.

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