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Die Kunst des Beendens

Kinder, nicht nur ich stelle mir dieser Tage wieder einmal die folgende wichtige Frage, auch einige andere Menschen mit denen ich kürzlich gesprochen habe versuchen sich gerade an der Lösung dieser sehr bestimmenden Angelegenheit, die für das eigene Leben manchmal essentiell sein kann: Wie beende ich etwas? Und warum beende ich es? Will ich es beenden? Oder sollte ich es beenden? Muss ich es beenden? Darf ich es beenden? Kann ich es überhaupt beenden? Und wenn ich irgendetwas davon mit ja beantworten kann, oder sollte, oder muss, wie mache ich es dann bloß?

Da das Leben so oder so schon voller Fragen ist auf die es nicht immer eine Antwort gibt, finde ich es furchtbar schwer in diese Ausforschungen einzutauchen und letztendlich auch eine, gar mehrere Entscheidungen zu treffen. Wie also schaffe ich es trotzdem? Soll ich mir eine Liste machen und sehe dann vielleicht klarer, wenn ich schwarz auf weiß, meinetwegen auch blau auf weiß, alle Pro und Kontra-Faktoren aufgereiht stehen sehe? Soll ich auf mein Bauchgefühl hören, auch wenn das bedeuten könnte, dass ich etwas dann nicht beende, oder sollte ich gar noch tiefer in mich hineinhören und nicht auf das erste Gefühl hören, das meist noch sehr stark an die Vernunft gekoppelt ist und wirklich ganz tief hineinfühlen? Und kann ich das überhaupt? Soll ich einfach ausrasten und eine Szene machen und hoffen, dass mir die Entscheidung damit abgenommen wird, wer hat schließlich Lust auf jemanden der anstrengend ist und sich nicht beherrschen oder gar benehmen kann? Soll ich auswandern und mir an anderer Stelle neue Probleme suchen? Oder soll ich etwas vielleicht gar nicht beenden, weil es noch gar nicht an der Zeit ist es zu beenden und weil die Frage an sich so viel in Bewegung setzt, dass eine Beendigung gerade nicht nur gar nicht zuträglich sondern auch gar nicht passend wäre? Weil ich vielleicht einfach nur denke ich muss etwas beenden, und vielleicht geht es gerade um etwas ganz anderes? Wie nur wie kann ich herausfinden wie das mit dem Beenden funktioniert und wann es wirklich Sinn macht und wann es ein Ausweichen ist, ein Weglaufen vor der Konfrontation, ein Abtauchen ohne die Möglichkeit wieder aufzutauchen? Wann ist vorbei vorbei und wann ist eine Chance eine Chance? Und wie zur Hölle kriege ich das jetzt raus?

Seit wann ist das Leben eigentlich so kompliziert? In welchem Alter fängt das an? Und kann man das verhindern?

Gut, mit diesen Fragen mache ich es gerade sicherlich auch nicht besser. Und entscheidungsfreudiger werde ich dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht.

Oder doch?

Denn wann haben wir einfach entschieden etwas zu tun oder zu lassen? Wie so oft liegt auch hier die Antwort in der Kindheit. Oh, wie ich diesen Klischeesatz hasse, aber die Wahrheit ist grausam. Wann genau wir damit anfangen zu viel nachzudenken muss ich nun gar nicht so genau wissen, aber zumindest gab es eine Zeit in der die Dinge tatsächlich einfacher waren.

Meine fabelhafte kleine beste Freundin ist sechs Jahre alt. Wenn sich eine ihrer Freundinnen aus ihrer Grundschulklasse doof verhält und gemein ist oder etwas macht, dass ihr nicht recht ist, dann ist dieses Mädchen eben nicht mehr ihre Freundin. Sie erklärt mir dann, was dieses Mädchen gemacht hat und ich kann ihr folgen, wenn sie mir berichtet was sie am Verhalten der anderen stört. Da macht meine kleine Freundin dann aber keine Liste, sie entscheidet nach Bestandslage. Jemand ist nicht nett zu mir, dann muss ich auch nicht weiter nett sein. Und zur Schule kann ich auch mit den anderen Kindern gehen, auf dieses eine Mädchen bin ich nicht angewiesen. Es gibt noch so viele andere nette Kinder in meiner Klasse.

Wieso kommen wir wenn wir älter werden vom Wege ab und haben so oft das Gefühl, dass uns die Möglichkeiten fehlen? Dass es nur eine Möglichkeit gibt und keine Alternativen? Stimmt das wirklich immer? Sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr oder halten die Erfahrungen und Enttäuschungen unseres bisherigen Lebens uns vom Beenden ab?

Blicken wir zu oft nach hinten anstatt nach vorn? Und wann ist mal Schluss mit dem nach-hinten-schauen und wann geht es wieder mehr um das nach-vorne-orientieren?

Wir Menschen neigen immer mehr dazu über unsere Gefühle nachzudenken anstatt zu fühlen. Warum eigentlich? Führt uns das nicht viel weiter von uns weg anstatt dass es uns zu uns hin führt? Oder wollen wir uns gar nicht nahe sein und fällt es uns deswegen so schwer wichtige Entscheidungen nach unserem Gefühl zu treffen?

Wenn wir uns bewusst werden, dass es immer Möglichkeiten und gleichsam immer neue Möglichkeiten geben wird, dann kann uns vielleicht auch bewusst werden, dass wir etwas beenden können ohne danach allein und ohne alles dazustehen.

Vielleicht haben wir aus diesem Grund eine solche Angst und einen solchen Respekt davor etwas zu beenden. Weil wir denken, dass wir danach nichts mehr haben. Aber wenn ein Mädchen in einer Klasse mit 26 Kindern gemein ist, dann haben wir immer noch die Möglichkeit mit den restlichen 24 Kindern den Nachhauseweg zu teilen, Kuchen zu backen und fangen zu spielen. Und während wir durch die Nachbarschaft toben, treffen wir vielleicht auch noch die Kinder aus den Parallelklassen und vielleicht sogar die die schon ein Jahr älter sind. Und das ließe sich ewig fort spinnen.

Wenn wir eine Sache beenden, dann ist sie vorbei, ja. Aber wenn wir sie nicht beenden, nehmen wir uns damit nicht die Chance etwas zu finden, das besser zu uns passt? Etwas das vielleicht doch heilsamer ist als das was wir aktuell mit uns herumtragen und was uns einfach nicht gut tun will? Eine Freundin die nicht gemein ist sondern mit der wir gern den Nachhauseweg teilen?

In der Kunst des Beendens geht es vielleicht nicht darum dass wir etwas nicht beenden können, sondern dass wir Angst vor dem Neuen haben.

Ich glaube, dass Kindern diese Angst vor dem Neuen fehlt, denn sie gehen mit Neugier und Freude an das heran was sie nicht kennen und sind immer gespannt auf das nächste Schulfach und das nächste Abenteuer und die nächste Fremdsprache. Und auch wenn irgendwann ein Klassenlehrerinnenwechsel anstehen sollte, so sind sie natürlich traurig und wehmütig, aber trotzdem auch weiterhin immer voller Spannung und Aufregung für das Neue. Denn, so ist es in meinem Gefühl, sie glauben daran, dass es gut wird, und zwar nicht weil sie müssen, sondern weil für sie mit allem Neuen auch immer noch ein Zauber und ein Abenteuer und die Lust und Freude und Neugier darauf etwas Neues zu lernen und zu erleben eine immense Rolle spielt.

Nun wird es nicht hilfreich sein zu sagen dass wir uns Unbekümmertheit von den Kindern zu Gemüte führen sollten, denn so schwer es auch manchmal zu verstehen ist, wir sind erwachsen und haben kein Kindergemüt mehr. Aber wir können uns daran erinnern wie gut es sich anfühlt neugierig zu sein und somit, wenn wir wirklich hineinfühlen, vielleicht auch wieder neugierig werden und vielleicht, hoffentlich!, auch ein großes Stück weit neugierig bleiben. Denn mit einem guten Maß an Neugier kann es möglich sein die Angst vor dem Beenden in den Hintergrund zu rücken und uns nicht auf das was wir vielleicht beenden an sich zu konzentrieren, sondern auf das was vor uns liegt. Und wenn wir das schaffen können, vielleicht können wir erst mal anfangen zu üben, dann kommen wir der Kunst des Beendens auf die Schliche und können etwas was sich unüberwindbar anfühlen kann in etwas umwandeln, das sich nicht nur neugierig auf das stetig Neue sondern vielleicht sogar, und vielleicht auch erst mit einiger Übung, fabelhaft anfühlen kann.

Sodann, das Loslassen beginnt. Ich fange im Kleinen an. Und glaubt mir, ich habe genauso viel Angst wie Ihr. Aber ich habe gehört dieses JETZT soll eine gute Zeit sein. In diesem Sinne: Wir sehen uns in der Kunsthalle. Und schauen uns gemeinsam unsere Werke zur Kunst des Beendens an. See you out there lovers! Have an outrageously fabulous wednesday night. Enjoy!

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