Kinder, neulich im Bistro beim Lunch war es mir zeitweise wieder einmal nicht möglich einige der Gespräche die um mich herum stattfanden auszublenden. So trug es sich also zu, dass ein paar rüstige Senioren, wobei diese mit Sicherheit beleidigt wären, wenn sie lesen würden, dass ich sie a) als rüstig und b) als Senioren bezeichnen würde, aber nun gut, sich in meiner Nähe häuslich eingerichtet hatten und sich über Gott und die Welt unterhielten. Vor allem natürlich über die Welt die sie mit Haarspray-behaftetem Haar bereisten, denn alle vier, die beiden Damen und die beiden Herren, waren von solch einer Bräune übersät, oder sagt man da überschattet, nee, das würde auch keinen Sinn machen, also, egal, sie waren einfach sehr sehr braun alle miteinander, und entsprachen auch hier wieder einem herrlichen Klischee von gut betuchten Kreuzfahrtreisenden, dass man eigentlich nur schmunzeln konnte. Und sich ums erneute Mal nicht wundern braucht woher diese sogenannten Schablonen und Stereotypen bloß kommen beziehungsweise entstehen könnten.
Weiterhin, und für einen weiteren Moment in der bereits benannten Schublade verharrend, wird es Euch wohl kaum überraschen, wenn ich Euch nun erzähle, dass sie sich gegenseitig übertrumpften mit all den Reisezielen, die sie in letzter Zeit nahezu abgearbeitet hatten und an denen der besagten Bräune nach zu urteilen definitiv sehr viel Sonne geschienen hatte. Die Fidschis, Tahiti, Florida, die Seychellen, zwischendurch kurz zur Erholung eine Runde Golfspielen auf Malloze und von dort aus rüber nach Sardinien und für einen Abstecher nach Capri um im Anschluss auf die Malediven zu jetten. So ähnlich muss das Leben von Carmen und Robert Geiss aussehen. Kein Wunder also, dass Carmen Geiss sich vor einigen Jahren, trotz nicht vorhandener Gesangsausbildung, dazu hat verleiten lassen einen Song mit dem Titel „Jetset“ aufzunehmen. Irgendwie müssen die Normalsterblichen ja schließlich wissen wie das eigentlich abläuft. Oder irgendwann, wenn es bis dahin gut gelaufen ist, auch ablaufen kann. Aber ich schweife ab.
Auch die rüstigen Senioren im Bistro schienen zu wissen wie das mit dem Jetset läuft. Vielleicht wussten sie es aber auch einfach schon immer. Weltmännisch tratschten sie über die Beschaffenheit der Sandstrände und die Klarheit des Meerwassers an all ihren exotischen Urlaubszielen und fanden natürlich überall ein oder gar mehrere Haare in der Suppe. Aber ich meine, hey, so ganz ohne Haar, mit oder ohne Haarsprayhaftung, macht das schließlich auch gar keinen Spaß! Worüber sonst soll man sich denn dann nach der Rückkehr, äh, ich meine beim Zwischenstopp in heimischen Gefilden unterhalten?
Seht Ihr, und so hat alles seinen Sinn. Auch dann wenn wir ihn manchmal nicht gleich sehen können. Denn nichts geschieht ohne Grund. Und wenn wir genau hinschauen, oder wie in diesem Fall genau hinhören, dann können wir auch immer etwas lernen.
Denn nachdem die, und ich sage es nochmal, hihihi, rüstigen Senioren sich über das fehlende Salz in der Suppe auf den Bahamas beklagt hatten berichtete einer der Herren von einer wirklich, und ich meine wirklich!, unschönen und sehr unangenehmen Begebenheit. An einem frühen Morgen hatte er wohl weniger als eins im Sinn und wollte eigentlich nur kurz bei der Nachbarin den Schlüssel für die Wohnung abgeben damit sich diese in der bald wieder eintretenden Reise-Abwesenheit um die Blumenpracht des Ehepaares kümmern konnte. Sodenn stand er vor der Tür der Nachbarin und klingelte und als diese ihm öffnete entstand scheinbar eine Art Durchzug und die Tür des braungebrannten Rentnergatten fiel ins Schloss. Eigentlich kein Drama, schließlich wollte er der Nachbarin ja eh gerade seinen Zweit-Wohnungsschlüssel bringen. Dumm nur, dass er im Zeichen des frühen Morgens nicht im Sinn hatte diesen Schlüssel auch mitzunehmen und nun tatsächlich ohne jede Einlassmöglichkeit im Flur stand. Denn seine Ehegattin, die ihm aufgetragen hatte, den Schlüssel zur Nachbarin zu bringen, weilte bereits außer Haus und würde dort auch eine ganze Weile bleiben.
Aber an der Stelle an der es für sicherlich jeden von uns Zeit zum Ausrasten gewesen wäre, blieb der betagte Reisefreund ruhig, auch wenn er, wie er selber sagte, fürchterlich wütend und unfassbar ärgerlich war. Anstatt dessen beschrieb er resigniert aber mit einem leichten Schalk im Nacken wie er den Vormittag meisterte: „Ich hab’ mir dann von der Nachbarin 20 Euro geliehen, bin runter ins Café, hab mir ein Bier bestellt und die BILD-Zeitung gekauft.“
Tja, Kinder, so kann man’s auch machen. Denn, wie auch die Runde der älteren Herrschaften feststellen musste ist so ein Schlüsseldienst eben verdammt teuer. Und zwar verdammt teuer!! Die Damen und Herren überlegten sogar im weiterführenden Gespräch dass sie ihren Wohnungsschlüssel demnächst gerne in einem nahe ihrer Wohnung eröffnenden Hotel hinterlegen würden. Denn, merke!, so ein Hotel hat schließlich immer geöffnet und somit wäre eine Hinterlegung, sodenn sie denn möglich wäre, eine ziemlich schlaue Investition in die Hoffnung sobald keinen Schlüsseldienst mehr rufen und bezahlen zu müssen.
Und so fanden die rüstigen Senioren beim Thema Schlüsseldienst das Haar in der Suppe zu Recht denn der ist einfach überteuert und ein Ordern dieses Dienstes weitaus mehr als nur ärgerlich!! Aber auch insgesamt haben sie mir auf überraschende Weise den ein oder anderen Denkanstoß verpasst und mich sogar noch zum Lächeln gebracht. Denn so entspannt geht wahrscheinlich niemand damit um wenn die Tür hinter ihm ins Schloss fällt. Und dieser Umgang macht Hoffnung darauf, dass wir die Dinge irgendwann aus einer anderen Perspektive betrachten können und dass sich unsere Sichtweise und unsere Gefühle verändern können. Auch wenn es sich heute vielleicht noch nicht so anfühlt. Und wisst Ihr was, ich freue mich drauf!
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen fabelhaften Mittwochabend! Enjoy the night. Enjoy the fun. Enjoy the unexpected adventures and the love above all. Always.
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