Kinder, nicht nur der Bürgermeister unserer Hansestadt Hamburg Olaf Scholz sitzt dieser Tage ganz offensichtlich im Glashaus und sollte es tunlichst vermeiden nun auch noch Steine zu werfen, das haben die vermummten Militanten am vergangenen Wochenende gleichsam voller Unvernunft und ohne Realitätsnähe zur Genüge getan, nein, auch ich scheine mich aktuell in einer Art Glashaus wiederfinden zu müssen. Und auch ich werfe nicht mit Steinen, geschweige denn mache ich mich anderweitig außerordentlich bemerkbar was Lärm und Radau angeht. Aber der Reihe nach.
Wenn auch Ihr in einem Wohnhaus mit mehreren Wohnungen wohnt, dann wisst Ihr sicherlich, dass nicht mit allen Nachbarn gut Kirschen essen ist. Nicht, dass ich mit irgendwem unbedingt Kirschen essen wollte, aber ich mag diesen Ausdruck einfach ganz gerne. Mit den wenigsten würde ich gar einen Schnaps trinken wollen, und das obwohl ich gerne Schnaps trinke. Aber im Leben ist es oft wie mit den Nachbarn, manches kann man sich eben einfach nicht aussuchen.
Umso schöner, wenn man einen Umgang findet mit all dem bunten Budenzauber, im wahrsten Sinne des Wortes, und sich trotz der beschriebenen Unwegsamkeiten ob der nicht gemeinsam zu verköstigenden Kirschen neben dem manchmal eben nicht zu vermeidenden Ärger auch stets einen gewissen Schalk im Nacken bewahrt.
Das tue ich gerne indem ich Euch einen besonders! liebevoll gestalteten nachbarschaftlichen Brief nicht vorenthalten möchte, den ich am heutigen Dienstag in meinem Briefkasten vorgefunden habe.
20.07.2017, 20.20 Uhr
Hallo Frau Nachbarin!
Seit einiger Zeit höre ich sehr laut Ihr Gehen, jetzt z.B., seit ca. 1 ½ Stunden; oft bis nach 23.00 Uhr, gestern bis ca. 1.00 Uhr Poltern; Hin und Her, und Her und Hin – als würden Sie Sport machen/oder irgendwas herumtragen (?). Nun weiß ich ja, dass es hier hellhörig ist, und ich weiß aus über 15 Jahren in WGs, dass ich nicht überdurchschnittlich geräuschempfindlich bin. Ich möchte Sie einfach drum bitten, dass Sie bedenken, dass ich direkt drunter bin. Ich bin mit den „Knallköpfen“ nebenan (die Nachbarn mit Kind, die immer ihre Haustür knallen, das Kind fährt Roller, o.ä. auf Laminat) allerdings schon genug „bedient.“
Danke für Ihr Verständnis, viele Grüße! ...
Diese fabelhaften Zeilen erreichten mich auf einer scheinbar herausgerissenen Seite aus einem Kinderbuch gekritzelt mit einer wundersam bezeichnenden und scheinbar für meine Nachbarin zum Thema passenden Buntzeichnung. Darauf ist ein Jockey auf einem wilden Pferd ohne Sattel zu sehen. Der Jockey reitet mit dem wilden Pferd durch eine Art Glashaus und galoppiert dann durch die Scheiben des Glashauses hindurch und die Scheiben zerbersten. Köstlich! Was muss das für ein geiles Buch sein? Das finde ich noch heraus! Witzig finde ich in diesem Zusammenhang die Vorstellung dessen ob meine Nachbarin diese Zeichnung planvoll aus dem Buch gerissen und mir zusätzlich zur schriftlichen Notiz auch noch ihre unmissverständliche Wahrnehmung darüber nahelegen wollte wie sie mich und mein nahezu unzumutbares Lärm-Verhalten empfindet? Oder ob das einfach nur Zufall war? Auch das kläre ich auf. Wenn ich mich in den kommenden hundert Jahren irgendwann einmal langweilen sollte.
Glücklicherweise hatte ich bereits das Vergnügen mich mit einigen anderen Nachbarn über diesen Brief amüsieren zu können. Und das waren allesamt Nachbarn mit denen ich nicht nur vielleicht sogar mal einen Schnaps trinken würde, sondern die gleichsam im Klaren darüber sind WER diesen Brief verfasst hat und wie ernst diese ganz besonderen Sinneseindrücke zu nehmen sind.
Denn, so möchte ich zuallererst betonen, bin ich es von klein auf gewohnt auf besonders leisen Sohlen durch Haus und Hof zu schleichen. Meine äußerst geräuschempfindlichen Eltern trichterten mir schon früh ein wie „lautlos gehen“ richtig funktioniert und wenn ich es einmal versäumte mich angemessen leise im Obergeschoss unseres Hauses zu bewegen, dann war nicht nur nicht gut Kirschen essen mit ihnen, dann gab es auch keine Kirschen mehr zum Nachtisch. Vielleicht ist mir aus diesem Grund seit jeher die Lust am Kirschenessen vergangen.
Sodenn wurde ich zum geräuschlosesten Schleicher seitdem es Indianer gibt und lege eben dieses Laufen auf sanften Sohlen auch seit jeher in meiner Wohnung in Hamburg an den Tag.
Zum zweiten ist es tatsächlich gleichsam witzig und tragisch dass meine Nachbarin meinte mich an Tagen zu hören, gar überführen zu können, an denen ich gar nicht zu hören geschweige denn zugegen war. Am Sonntag saß ich wie sonst üblich ruhig auf meinem Sofa, schaute den Tatort und ging tatsächlich einmal früh ins Bett, das Wochenende war lang und wild, und am Montag, als sie meinte mich seit 1 ½ Stunden zu hören und diese Zeit auf 20.20 Uhr datierte, war ich seit über einer Dreiviertelstunde gar nicht mehr zu Hause und hatte davor lediglich ruhig im Bad gestanden und mir die Haare geglättet.
Herrlich!
Gottseidank habe ich auch eben jene Briefverfasserin bereits heute getroffen und konnte ein ernstes Wort mit ihr reden. Und ihr gleichsam vermitteln, dass sie und ich, die wir schon seit so vielen Sommern in diesem Hause wohnen, wissen, dass viele Geräusche nicht unbedingt von dort kommen wo man sie unmittelbar vermutet sondern meist ganz andere Ursprungsorte haben. Und ihr verdeutlichen wie viel Rücksicht ich seit jeher!! auf ihr unverkennbar!! überdurchschnittliches Geräuschempfinden nehme. E Basta. Punkt.
Es gibt Schuhe die muss man sich nicht anziehen. Und da ich so oder so nicht mit Schuhen durch meine Wohnung hin und her und her und hin stampfe, gibt es hier erst recht keinen Grund dazu.
Wohlan, Kinder, es gibt solche Nachbarn, und es gibt solche Nachbarn. Und gerade weil mir Kirschen gar nicht so besonders gut schmecken ist mit mir in diesem speziellen Fall auch tatsächlich nicht nur nicht mehr gut Kirschen essen, nein, mir reicht’s. Aus diesem Grund mache ich heute vielleicht das erste Mal so richtig schön Randale! Damit es sich am Ende des Tages auch gelohnt hat diesen auf eine Kinderbuchseite gekritzelten Brief zu verfassen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Abend! And keep in mind: Ob im Glashaus oder an welchem Ort auch immer, niemand sollte mit Steinen werfen. Have a very happy tuesday, lovers! Enjoy.
Wenn auch Ihr in einem Wohnhaus mit mehreren Wohnungen wohnt, dann wisst Ihr sicherlich, dass nicht mit allen Nachbarn gut Kirschen essen ist. Nicht, dass ich mit irgendwem unbedingt Kirschen essen wollte, aber ich mag diesen Ausdruck einfach ganz gerne. Mit den wenigsten würde ich gar einen Schnaps trinken wollen, und das obwohl ich gerne Schnaps trinke. Aber im Leben ist es oft wie mit den Nachbarn, manches kann man sich eben einfach nicht aussuchen.
Umso schöner, wenn man einen Umgang findet mit all dem bunten Budenzauber, im wahrsten Sinne des Wortes, und sich trotz der beschriebenen Unwegsamkeiten ob der nicht gemeinsam zu verköstigenden Kirschen neben dem manchmal eben nicht zu vermeidenden Ärger auch stets einen gewissen Schalk im Nacken bewahrt.
Das tue ich gerne indem ich Euch einen besonders! liebevoll gestalteten nachbarschaftlichen Brief nicht vorenthalten möchte, den ich am heutigen Dienstag in meinem Briefkasten vorgefunden habe.
20.07.2017, 20.20 Uhr
Hallo Frau Nachbarin!
Seit einiger Zeit höre ich sehr laut Ihr Gehen, jetzt z.B., seit ca. 1 ½ Stunden; oft bis nach 23.00 Uhr, gestern bis ca. 1.00 Uhr Poltern; Hin und Her, und Her und Hin – als würden Sie Sport machen/oder irgendwas herumtragen (?). Nun weiß ich ja, dass es hier hellhörig ist, und ich weiß aus über 15 Jahren in WGs, dass ich nicht überdurchschnittlich geräuschempfindlich bin. Ich möchte Sie einfach drum bitten, dass Sie bedenken, dass ich direkt drunter bin. Ich bin mit den „Knallköpfen“ nebenan (die Nachbarn mit Kind, die immer ihre Haustür knallen, das Kind fährt Roller, o.ä. auf Laminat) allerdings schon genug „bedient.“
Danke für Ihr Verständnis, viele Grüße! ...
Diese fabelhaften Zeilen erreichten mich auf einer scheinbar herausgerissenen Seite aus einem Kinderbuch gekritzelt mit einer wundersam bezeichnenden und scheinbar für meine Nachbarin zum Thema passenden Buntzeichnung. Darauf ist ein Jockey auf einem wilden Pferd ohne Sattel zu sehen. Der Jockey reitet mit dem wilden Pferd durch eine Art Glashaus und galoppiert dann durch die Scheiben des Glashauses hindurch und die Scheiben zerbersten. Köstlich! Was muss das für ein geiles Buch sein? Das finde ich noch heraus! Witzig finde ich in diesem Zusammenhang die Vorstellung dessen ob meine Nachbarin diese Zeichnung planvoll aus dem Buch gerissen und mir zusätzlich zur schriftlichen Notiz auch noch ihre unmissverständliche Wahrnehmung darüber nahelegen wollte wie sie mich und mein nahezu unzumutbares Lärm-Verhalten empfindet? Oder ob das einfach nur Zufall war? Auch das kläre ich auf. Wenn ich mich in den kommenden hundert Jahren irgendwann einmal langweilen sollte.
Glücklicherweise hatte ich bereits das Vergnügen mich mit einigen anderen Nachbarn über diesen Brief amüsieren zu können. Und das waren allesamt Nachbarn mit denen ich nicht nur vielleicht sogar mal einen Schnaps trinken würde, sondern die gleichsam im Klaren darüber sind WER diesen Brief verfasst hat und wie ernst diese ganz besonderen Sinneseindrücke zu nehmen sind.
Denn, so möchte ich zuallererst betonen, bin ich es von klein auf gewohnt auf besonders leisen Sohlen durch Haus und Hof zu schleichen. Meine äußerst geräuschempfindlichen Eltern trichterten mir schon früh ein wie „lautlos gehen“ richtig funktioniert und wenn ich es einmal versäumte mich angemessen leise im Obergeschoss unseres Hauses zu bewegen, dann war nicht nur nicht gut Kirschen essen mit ihnen, dann gab es auch keine Kirschen mehr zum Nachtisch. Vielleicht ist mir aus diesem Grund seit jeher die Lust am Kirschenessen vergangen.
Sodenn wurde ich zum geräuschlosesten Schleicher seitdem es Indianer gibt und lege eben dieses Laufen auf sanften Sohlen auch seit jeher in meiner Wohnung in Hamburg an den Tag.
Zum zweiten ist es tatsächlich gleichsam witzig und tragisch dass meine Nachbarin meinte mich an Tagen zu hören, gar überführen zu können, an denen ich gar nicht zu hören geschweige denn zugegen war. Am Sonntag saß ich wie sonst üblich ruhig auf meinem Sofa, schaute den Tatort und ging tatsächlich einmal früh ins Bett, das Wochenende war lang und wild, und am Montag, als sie meinte mich seit 1 ½ Stunden zu hören und diese Zeit auf 20.20 Uhr datierte, war ich seit über einer Dreiviertelstunde gar nicht mehr zu Hause und hatte davor lediglich ruhig im Bad gestanden und mir die Haare geglättet.
Herrlich!
Gottseidank habe ich auch eben jene Briefverfasserin bereits heute getroffen und konnte ein ernstes Wort mit ihr reden. Und ihr gleichsam vermitteln, dass sie und ich, die wir schon seit so vielen Sommern in diesem Hause wohnen, wissen, dass viele Geräusche nicht unbedingt von dort kommen wo man sie unmittelbar vermutet sondern meist ganz andere Ursprungsorte haben. Und ihr verdeutlichen wie viel Rücksicht ich seit jeher!! auf ihr unverkennbar!! überdurchschnittliches Geräuschempfinden nehme. E Basta. Punkt.
Es gibt Schuhe die muss man sich nicht anziehen. Und da ich so oder so nicht mit Schuhen durch meine Wohnung hin und her und her und hin stampfe, gibt es hier erst recht keinen Grund dazu.
Wohlan, Kinder, es gibt solche Nachbarn, und es gibt solche Nachbarn. Und gerade weil mir Kirschen gar nicht so besonders gut schmecken ist mit mir in diesem speziellen Fall auch tatsächlich nicht nur nicht mehr gut Kirschen essen, nein, mir reicht’s. Aus diesem Grund mache ich heute vielleicht das erste Mal so richtig schön Randale! Damit es sich am Ende des Tages auch gelohnt hat diesen auf eine Kinderbuchseite gekritzelten Brief zu verfassen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Abend! And keep in mind: Ob im Glashaus oder an welchem Ort auch immer, niemand sollte mit Steinen werfen. Have a very happy tuesday, lovers! Enjoy.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen